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Landschaftsnutzung,
Besiedlungsdichte und Infrastruktur |
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Das
entscheidende Problem: |
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Anstieg
der Umweltnutzung & begrenzte Ressourcen bei
exponentiell
zunehmender |
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Weltbevölkerung.
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Bei
stetig steigender und mittlerweile in verschiedenen - häufig
besonders fruchtbaren - Landschaften mit extrem hoher Besiedlungsdichte
und der Notwendigkeit weiterer infrastruktureller Erschliessung,
ist zum Beispiel zu fragen,
- ob
die intensive Besiedlung
der Hänge "jüngerer" Vulkane (z.B. der
"tickenden Zeitbomben" Vesuv und Ätna von
mehr als 200 aktiven Vulkanen), oder hoch aktiver Verwerfungslinien
(z.B. San Francisco über und Los Angeles neben der
Sankt-Andreas-Spalte), so sinnvoll ist?
Abb.
A2-22/02:
Dichte Besiedlung der unteren Hanglagen des Vesuv.
Etwa
drei Millionen Menschen sollen in der weiteren Gefahrenzone
leben.
"Hunderttausende Anwohner sind in Lebensgefahr.
Das Risiko für Neapel wird offenbar unterschätzt
(...) Der Staat hat den Bewohnern dieser sogenannten
Roten Zone 30.000 Euro geboten, falls sie wegzögen
- nur ein paar Tausend nahmen die Offerte bislang
an. Stattdessen wurden dort Tausende neue Häuser
gebaut; darunter sogar ein Krankenhaus. 'Für
die Bewohner der Roten Zone [mit
etwa 800.000 Menschen] geht
es bei einem Ausbruch um Leben und Tod'", sagte
der Vulkanologe Neri vom Instituto Nazionale di Geofisica
e Vulcanologia in Italien (INGV) auf der Jahrestagung
der Europäischen Geowissenschaftlichen Union
(EGU) in Wien.
SPON
vom 27.04.2012, Beitrag von A. Bojanowski. [date
of access 23.01.2014]
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- ob
der Bau
von Grossbrücken über tektonische Dehnungszonen
oder
Plattengrenzen (z.B. die geplante Brücke über
den Golf von Akaba als Teil des hoch aktiven Grossen Afrikanischen
Grabenbruchs, oder über den Bosporus als tektonisch
hoch aktiver Grenzlinie zwischen der afrikanischen und eurasischen
Erdplatte mit häufigen und verheerenden Erdbeben),
so sinnvoll ist
Abb.
A2-22/03:
Eine von zwei Istanbuler Brücken (eine weitere
ist geplant), welche den Bosporus überspannt
und Europa mit Asien verbindet.
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- ob
die Besiedlung
potentieller Überschwemmungsgebiete
(z.B. von Flussniederungen und Stauzonen, extrem flacher
Küsten oder Inseln, niedriger Deich-Hinterländer,
die sogar unterhalb des Meeresspiegels liegen), so sinnvoll
ist?
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- ob
der Bau
von Staudämmen in den Tälern von Verwerfungslinien
(z.B. Seven Oaks auf der San-Andreas-Verwerfung bei San
Francisco, Kalifornien) etc., oder enger Gebirgstäler
mit potentiellen Gravitationsprozessen (z.B. mit Fels- und
Bergstürzen) bzw.
generell fragilen und damit höchst dynamischen Ökosystemen,
so sinnvoll ist?
- Und
ob die völlige Ausschöpfung
nicht regenerierbarer Ressourcen (z.B. fossile
Energieträger oder fossile Grundwasser in ariden Gebieten),
oder ob die katastrophale Überfischung der Meere einerseits
und andererseits die extreme Belastung der Meere mit hoch
toxischen Abfallstoffen, evtl. mit - systembedingter
- Risikoverdrängung
zu tun hat?
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Wirklich
gefährlich ist das
fehlende Risikobewusstsein,
oder die Verdrängung von Risiken in der Umwelt
besonders dann, wenn
Extremereignisse nur höchst selten auftreten.
Dabei kann es sich um aussergewöhnliche, jedoch immer wieder
auftretende Überflutungen der überaus dicht besiedelten
Indus-Schwemmländer handeln, oder
auch um Landschaften mit einem bekanntlich hohen Erdbebenpotential.
"Die Stadt, die auf das Sterben wartet", war
der Titel eines BBC-Films über San Francisco. |
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Von
elementarer Bedeutung ist daher, sich bewusst zu sein,
dass in unserer Umwelt die Stabilität
des Standortes im allgemeinen und das ökologische
Gleichgewicht im besonderen fatale Illusionen sind
(Kehl 2000).
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Und
bzgl. ganz normaler Dynamiken unseres Planeten, kann es nur
darum gehen, mögliche Veränderungen wissenschaftlich
zu verifizieren, um
-
für den Menschen potentiell gefährliche Landschaften
nicht zu besiedeln,
- auf
Bedrohungen vorbereitet zu sein, um
- Schutzmassnahmen
rechtzeitig einzuleiten bzw. in Planungen potentielle
Bedrohungen prophylaktisch zu berücksichtigen (z.B.
"Climate
Proofing for Development"
38pp.) und ganz sicher nicht darum, die natürliche
Dynamik der Umwelt auf- bzw. den Status quo zu erhalten.
Ganz
wesentlich gehört zum weltweiten Umweltschutz - wie oben
angedeutet - die Katastrophen-Prävention
(z.B. "Climate
Proofing for Development"
38pp.) , d.h. die vorsorgende Verhinderung von potentiellen
Gefährdungen des Menschen und seiner Infrastruktur. Und
geradezu eine Bedingung ist daher, dass:
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gefährliche
Landschaftsnutzungen
rückgängig gemacht werden (z.B. die Bebauung
von Flussniederungen oder unmittelbaren Strandbereiche der
Meere), auch wenn dies politisch noch so unpopulär
ist.
In
Bezug auf die Gefährdung von Küsten durch
tropische Zyklone (z.B. Hurrikane),
wurde verschiedentlich von Wissenschaftlern auf die verantwortungslos
hohe
und zunehmende Besiedlungsdichte hingewiesen. In der
Zukunft zunehmende versicherungsrelevante (!) "Natur"-Katastrophen
sind dadurch unausweichlich und müssen bei weiterhin
exponentiell
zunehmender Weltbevölkerung zwangsläufig immer
katastrophalere Ausmasse annehmen.
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Hinweise, Hintergrundinformationen, Medien-Meldungen
und relevante Literatur zur sogenannten
Ahrtal-Katastrophe. |
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Aufruf
von Klimaforschern -
Macht
nicht das Klima für Katastrophen verantwortlich,
WELT, am 15.01.2022 - Von Axel Bojanowski /
[date of access 16.01.2022]
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Textauszug:
"Der
Reflex ist eingeübt: Nach Naturkatastrophen schieben
Politiker und Medien die Schuld auf die globale Erwärmung.
Einer Forscherin, die den Warnungen bislang Vorschub leistete,
geht es nun zu weit. Zusammen mit Kollegen fordert sie einen
Kurswechsel. Nach der Flutkatastrophe in Westdeutschland
im vergangenen Sommer stand für viele fest: Die Überschwemmungen
waren Folge der globalen Erwärmung. Dabei fielen die
gemessenen Niederschlagsmengen keineswegs aus dem Rahmen,
sie waren in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten
immer wieder überboten worden. Der Blick in historische
Chroniken verriet zudem, dass Hochwasserkatastrophen mit
Hunderten Toten zum Schicksal der betroffenen Region gehörten;
zahlreiche Fluten im Mittelalter für Westdeutschland
sind dokumentiert. Ortschaften hätten also auf solche
Fluten auch ohne Klimawandel vorbereitet sein müssen."
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Katastrophe
im Ahrtal -
Der
mörderische Fluss, der die Bundestagswahl entschied,
WELT, am 13.12.2021 - Von Dankwart Guratzsch /
[date
of access 16.01.2022]
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Raju,
E., Boyd, E. & Otto, F. (2022) Stop blaming the climate
for disasters.- Commun Earth Environ 3, 1 (2022). https://doi.org/10.1038/s43247-021-00332-2
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Text
Excerpt:
"Disasters
occur when hazards meet vulnerability. We must acknowledge
the human-made components of both vulnerability and hazard
and emphasize human agency in order to proactively reduce
disaster impacts. Natural hazards such as floods, droughts
and heatwaves become disasters as a result of societal vulnerability,
that is, a propensity of people, societies and ecosystems
to be harmed. Often, people's social, political and economic
status determines the nature of differential and disproportionate
impacts. In addition, many natural hazards are not just
natural processes, but have been made more likely and more
intense by human-caused climate change. This has long been
recognized, yet disasters continue to be construed as an
'Act of God' or described as 'natural'." Here we argue
that a discourse in which the role of human activity in
disasters is clearly communicated - as opposed to blaming
Nature or the Climate - will be more conducive to a proactive,
equitable and ultimately successful approach to reducing
impacts of disasters."
"Pointing
the finger at natural causes creates a politically convenient
crisis narrative that is used to justify reactive disaster
laws and policies."
[date
of access 16.01.2022]
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Blöschl, Günter et al. (2020)
Current
European flood-rich period exceptional compared with past
500 years.- Nature volume 583, pages 560-566 (2020).
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Zu
den Resultaten dieser und anderer Untersuchungen schreibt
zutreffend der Wissenschafts-Journalist Bojanowski
in der WELT vom 15.01.2022 u.a.:
- "Dass
stärkerer Regen nicht zwangsläufig schwerere
Fluten bedeutet, beweisen Daten. Hochwasser haben trotz
Klimawandel weniger schwere Folgen als früher: In
Europa wären sowohl Opferzahlen als auch Schäden
aufgrund von Hochwasser seit dem 19. Jahrhundert rückläufig,
dokumentiert
eine Studie im Wissenschaftsmagazin "Nature".
- "
Gleiches gelte weltweit und auch für Sturzfluten,
berichten Wissenschaftler im Magazin
"Global
Environmental Change". Global gehe die Wahrscheinlichkeit
von Hochwassern sogar zurück - im Kontrast zur globalen
Zunahme von Extremregen, berichten Wissenschaftler im
Fachblatt
"Geophysical
Research Letters".
- "
Die Menschheit ist nicht hilflos gegenüber Wetterrisiken.
Trotz fortschreitenden Klimawandels hat sich das Risiko
für einen einzelnen Menschen wegen eines Wetterextrems
zu sterben um 99,75 Prozent reduziert: Das Risiko wegen
eines Wetterextrems zu sterben betrug in den 1920er-Jahren
laut UN-Daten 1:1.000, heute liegt es bei 1:400.000. Die
Lehre lautet: Niemand muss am Klimawandel sterben, es
gibt Schutz, beispielsweise mit Vorwarnung, Klimaanlagen
und Deichen."
[date
of access 16.01.2022]
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Formetta,
G. & Luc Feyen (2019)
Empirical
evidence of declining global vulnerability to climate-related
hazards.- Global Environmental Change.- Volume 57,
July 2019, 101920.
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Abstract:
"Death
tolls and economic losses from natural hazards continue
to rise in many parts of the world. With the aim to reduce
future impacts from natural disasters it is crucial to understand
the variability in space and time of the vulnerability of
people and economic assets. In this paper we quantified
the temporal dynamics of socio-economic vulnerability, expressed
as fatalities over exposed population and losses over exposed
GDP, to climate-related hazards between 1980 and 2016. Using
a global, spatially explicit framework that integrates population
and economic dynamics with one of the most complete natural
disaster loss databases we quantified mortality and loss
rates across income levels and analyzed their relationship
with wealth. Results show a clear decreasing trend in both
human and economic vulnerability, with global average mortality
and economic loss rates that have dropped by 6.5 and nearly
5 times, respectively, from 1980-1989 to 2007-2016. We further
show a clear negative relation between vulnerability and
wealth, which is strongest at the lowest income levels.
This has led to a convergence in vulnerability between higher
and lower income countries. Yet, there is still a considerable
climate hazard vulnerability gap between poorer and richer
countries."
[date
of access 16.01.2022]
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Slater,
L., G. Villarini, S. Archfield, D. Faulkner, R. Lamb, A. Khouakhi,
J. Yin (2021)
Global
Changes in 20-Year, 50-Year, and 100-Year River Floods.
- Geophysical Research Letters.- Volume 48, Issue 6, 28
March 2021, e2020GL091824. https://doi.org/10.1029/2020GL091824
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Abstract:
"Concepts
like the 100-year flood event can be misleading if they
are not updated to reflect significant changes over time.
Here, we model observed annual maximum daily streamflow
using a nonstationary approach to provide the first global
picture of changes in: (a) the magnitudes of the 20-, 50-,
and 100-year floods (i.e., flows of a given exceedance probability
in each year); (b) the return periods of the 20-, 50-, and
100-year floods, as assessed in 1970 (i.e., flows of a fixed
magnitude); and (c) corresponding flood probabilities. Empirically,
we find the 20-/50-year floods have mostly increased in
temperate climate zones, but decreased in arid, tropical,
polar, and cold zones. In contrast, 100-year floods have
mostly decreased in arid/temperate zones and exhibit mixed
trends in cold zones, but results are influenced by the
small number of stations with long records, and highlight
the need for continued updating of hazard assessments."
[date
of access 16.01.2022]
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Gastbeitrag von Gregor Amelung / Anonymus (2021)
Katastrophale
Hochwasser im Ahrtal 2021, 1910, 1804, 1719 und 1601.- gefunden
auf "reitschuster.de", veröffentlicht am 23.
Juli 2021, mit umfangreichem Bildmaterial.
[date
of access 16.01.2022] |
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Textauszug
zu den geografischen Besonderheiten:
"Das System ist gekennzeichnet durch relativ
große Höhenunterschiede. Tiefe Täler
verbunden mit engen Windungen wirken wie ein Trichter. Normalerweise
kommt es im Gebiet der Ahr allerdings nur zu geringen Niederschlägen,
weil sich die aus Westen kommenden Regenwolken meist schon
zuvor im Bereich der Eifel und der Ardennen abgeregnet haben.
Das ändert sich jedoch sprunghaft nach Gewittern,
anhaltendem Regen
[oder] Schneeschmelze, so
Dr. Seel weiter. Dann werden aus den munteren, lieblichen
Bächen reißende, tobende Ströme, die über
ihre Ufer treten und die Täler ausfüllen. In vielen
Urkunden und Chroniken sind solche Hochwässer überliefert
"
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Siehe dazu auch den Abschnitt
"Zu-
oder Abnahme von extremen Wetterereignissen - Was stimmt?"
- auf Seite A2-17:
"Eine
Welt voller Widersprüche." |
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Résumé
zu den oft unterschätzen natürlichen, inkl.
anthropogen bedingten, Umweltrisiken: |
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"Natürliche
Extremphänomene
sind NICHT
die alleinige Ursache für Verheerungen, denn
da ist auch noch der Mensch. Er beansprucht immer mehr Raum
für sich und wohnt in immer höherer Dichte auch in
potentiell gefährdeten Regionen. |
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Das
bedeutet: |
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Falsche
Siedlungspolitik und Landschaftsnutzung sowie
steigende Wertkonzentrationen und fragile Techniken
und Strukturen in
Gefahrenzonen tragen zu den hohen menschlichen und finanziellen
Verlusten bei."
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Dr.
Lars Dittert (Geologe und Wissenschaftsjournalist) in einer
Besprechung eines umfangreichen Reports von 40 Mitgliedern
des Deutschen
IDNDR
(Intern. Decade f. Natural Disaster Reduction) Komitees für
Katastrophenvorb. e.V. im Spektrum
der Wissenschaft (SdW) vom 28.Nov. 2001.
Vgl.
auch: UN-ISDR
(United Nations - Intern. Strategy for Disaster Reduction)
Report
[date
of access: 13.01.05]
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Siehe
auch: Kehl, H. (2009) The
popular climate change and the illusion of ecosystem stability.
How to react on the dynamics of nature.-
[8 S.] The
4th International Conference of ESES "Impacts of Climate
Change on Natural Resources", 10-11 November 2009, Ismailia,
Egypt (Keynote Speech) |
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Mit
einem Zitat von Christian Pfister (1999) Wetternachhersage.-
Verlag Paul Haupt, soll abschliessend auf das problematische
Verhältnis von Wissenschaft und Politik hingewiesen werden:
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"In
Öffentlichkeit und Politik sind wissenschaftliche Ergebnisse
als solche nicht konsensfähig. Vielmehr werden sie
dort auf nationaler und globaler Ebene zum Spielball von
Interessengruppen. Dies umso mehr, als sie nur den Charakter
von Indizien tragen und nicht als Beweise im strengen Sinne
des Wortes gelten können. Zur Frage, wann sich ein
Verdacht hinreichend verfestigt habe, um die Entscheidungsinstanzen
zu alarmieren, hat uns die Wissenschaft selbst nichts mitzuteilen.
Sie orientiert sich dabei an wissenschaftsexternen Erwartungen
und Erfahrungen, die von Kultur zu Kultur sehr schwanken
(Lübbe, 1997). Eine ausschlaggebende Rolle bei der
Zurückhaltung der Wissenschaft in der Klimaproblematik
dürften in Mitteleuropa die Erfahrungen mit der Diskussion
um das "Waldsterben" in den 1980er Jahren gespielt
haben (Thomas, 1992; Holzberger, 1995; Vincenz, 1998). Die
unmittelbaren Folgen des Vitalitätsverlustes der Wälder
wurden damals bekanntlich von den federführenden Wissenschaftlern
überschätzt. Die Alarmstimmung erwies sich kurzfristig
als unbegründet, ein Prozess, den populistische Politiker
[nicht nur die und sehr zu recht, Anm. Autor] als "Waldsterbehysterie"
brandmarkten. Das Ergebnis der Diskussion, die Durchsetzung
des Katalysators, möchten aber selbst diese Kreise
nicht rückgängig machen ..." (S. 266)
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Hinweis:
Wie man sich leicht überzeugen kann, hat die "Zurückhaltung
der Wissenschaft in der Klimaproblematik" seit 1999
deutlich nachgelassen. Pfister hält die starke Erwärmung
seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts für vermutlich
anthropogener Natur. Bzgl. Einmaligkeit des Erwärmungschubs
beruft er sich auf die kurz vor Publikation seines Buches
erschienene Veröffentlichung von Mann et al. (1998)
in Nature. Wie sich jedoch mittlerweile herausgestellt hat,
ist die kurz als Hockeystick-Kurve
bzw. MBH98/99
genannte Arbeit wissenschaftlich unhaltbar. Gleichwohl
ist diese Kurve nach wie vor eine Art Ikone mancher Klimawissenschaftler,
welche nahezu (wohl aus politisch-strategischen Gründen)
unantastbar ist bzw. zu sein hat. Und hier, so scheint es,
gibt es tatsächlich einen Konsens.
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Der
Stand der Dinge wurde m.E. exzellent zusammengefasst
von John P. Bluemle (1999) GLOBAL
WARMING: A GEOLOGICAL PERSPECTIVE.- Arizona Geology,
Vol. 29, No. 4.
[last date of access: 30.09.2019] |
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Conclusions:
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"A
review of research on past temperatures and variations led
us to the following conclusions:
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1.)
Climate is in continual flux: the average annual temperature
is usually either rising or falling and the temperature is
never static for a long period of time.
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2.)
Observed climatic changes occurred over widespread areas,
probably on the global scale.
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3.)
Climate changes must be judged against the natural climatic
variability that occurs on a comparable time scale. The Little
Ice Age, Medieval Warm Period, and similar events are part
of this natural variability. These events correspond to global
changes of 1-2oC.
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4.)
Global temperatures appear to be rising, irrespective of any
human influence, as Earth continues to emerge from the Little
Ice Age. If the temperature increase during the past 130 years
reflects recovery from the Little Ice Age, it is not unreasonable
to expect the temperature to rise another 2 to 2.5 degrees
Celsius to a level comparable with that of the Medieval Warm
Period about 800 years ago. The Holocene Epoch, as a whole,
has been a remarkably stable period with few extremes of either
rising or falling temperatures, as were common during Pleistocene
glacial and interglacial periods. Nevertheless, the Holocene
has been, and still is, a time of fluctuating climate.
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5.)
Climatic changes measured during the last 100 years are not
unique or even unusual when compared with the frequency, rate,
and magnitude of changes that have taken place since the beginning
of the Holocene Epoch. Recent fluctuations in temperature,
both upward and downward, are well within the limits observed
in nature prior to human influence."
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Erneuerbare
/ Regenerierbare Energien
1*:
Biokraftstoff, Biosprit,
Agrosprit etc. |
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Bzgl.
Ressourcenver-
und gebrauch und nachhaltiger
Ressourcennutzung sind z.B. zur Entlastung und als
Ersatz für fossile Energieträger sogenannte "erneuerbare/regenerierbare"
Energien *1
einzusetzen. Aber auch hier sind durchaus katastrophale
Entwicklungen für Umwelt und Gesellschaft möglich.
Die
Herstellung von Biokraftstoff / Biosprit
/ Biodiesel - oft
auch "Agrosprit"
genannt, kann zu immensen Problemen bei der Nahrungsmittelproduktion,
der Verwertung landwirtschaftlicher Flächen und letztlich
zu einer Erhöhung der CO2 - Emissionen führen.
Vgl. Sie dazu unbedingt die folgenden Beiträge!
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- Resolution
führender Tropenforscher (Hohenheim, am 19. Febr.
2008) "Agro-Kraftstoff-Boom
gefährdet lebenswichtige Ressourcen"
[24 S.].
[date
of access: 13.03.08],
- "In
der EU wachsen die Zweifel am Nutzen von Biotreibstoff
- Er gefährdet die Regenwälder und verteuert
das Brot der Armen: Die Illusion vom sauberen Biotreibstoff
ist geplatzt." Das bestätigt ein Forschungsinstitut
der EU, so Stephan Israel (Brüssel) in NZZ-Online
vom 20. Januar 2008. [date of access: 26.01.08]
- Searchinger,
T. et al. (2008) Use
of U.S. Croplands for Biofuels Increases Greenhouse Gases
Through Emissions from Land-Use Change.- Science
29 February 2008: Vol. 319. no. 5867, pp. 1238 - 1240.
- Fargione,
J. et al. (2008) Land
Clearing and the Biofuel Carbon Debt.- Science
29 February 2008: Vol. 319. no. 5867, pp. 1235 - 1238.
- Crutzen,
P.J. et al. (2008) N2O
release from agro-biofuel production negates global warming
reduction by replacing fossil fuels.- Atmos. Chem.
Phys., 8, 389-395.
"Biokraftstoff - Die Tankstelle vom Feld", eine
kritische Betrachtung in 'trend', der Zeitschrift für
Soziale Marktwirtschaft, von Barbara Minderjahn [date
of access: 13.03.07, mittlerweile offline],
- "Kraft
aus Biomasse - Bärendienst für den Umweltschutz?"
in TU-(Berlin) intern, Nr. 11, Nov. 2007, S.2,
-
"Wie
der Westen die Nahrung der Armen verfeuert - Sprit für
die Welt",
von Lester Brown in DER SPIEGEL, Heft 1/2007: [date
of access: 10.05.07]),
- Orang-Utans
und der grüne Tod - Wenn Ökologie die Natur
zerstört: Die Nachfrage nach Bio-Diesel in Europa
vernichtet den Lebensraum der Primaten, in der
Berliner
Zeitung vom 16.03.2007 [date
of access: 26.01.08],
- zum
grossflächigen Anbau von Ölpalmen (Elaeis
guineens Jacq.)
und den Folgen in tropischen Regenwäldern hier zwei
wichtige Beiträge von Faszination
Regenwald, und OroVerde:
Artikel "Ölpalmen & Biodiesel".l
- "Flächenkonkurrenz
bei der weltweiten Bioenergieproduktion", aus
dem Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen, von Schütz
und Bringezu (2006)
[24 S.].
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Nebenbei:
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Für
die Produktion eines Liters Bioethanol
werden zwischen 4.500 bis 5.000 Ltr. Wasser benötigt (in
den Tropen jedoch weit mehr!). Mit steigender Attraktivität
der Produktion von "Agrosprit" stiegen auch an den
Börsen die Preise für die verwendeten Agrar-Rohstoffe,
z.B. für Mais, Sojabohnen und Weizen innerhalb eines Jahres
um nahezu 100%. Für Weizen haben sich die Preise teilweise
sogar verdreifacht. Was das für die Bevölkerung in
den Agrarländern der "Dritten Welt" bedeutet
(und nicht nur dort!), ist leicht vorstellbar. Vgl. Sie einen
Beitrag von Jeffrey
Sachs zum Thema: "Der
Preis der Natur". |
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Auf
die zweifelhafte Rolle des WWF (World Wildlife Fund for Nature)
hat Wilfried Huismann (2012) in seiner Dokumentation "Schwarzbuch
WWF - Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda" aufmerksam
gemacht. Hier eine Verlags-Info zum Inhalt. |
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Erste
Unruhen mit Massenprotesten und Streiks in verschiedenen Entwicklungs-
und Schwellenländern, z.B. Mexiko,
Ägypten,
lassen die aufziehenden Probleme bereits erahnen. Die neue Studie
der Weltbank geht davon aus, dass vielen Ländern eine neue
Armutswelle droht, nicht zuletzt hervorgerufen durch den preistreibenden
Einsatz von Biotreibstoffen bzw. gewinnbringenden Massenanbau
entsprechender Agrarpflanzen. [date
of access: 010.04.08, leider nicht mehr online] |
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Meldung
der Basler Zeitung (Online) UNO-Klimarat
bereitet in Lübeck neuen Bericht vor: [date
of access: 18.05.08, leider nicht mehr online] |
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"Nachdem
der vierte Bericht des IPCC 2007 den letzten Zweifel ausgeräumt
habe, dass der Mensch das Klima verändere, stehe die
Strategie gegen den Klimawandel im Zentrum des nächsten
Berichts des Gremiums, hiess es. Kern des Problems sei der
Ausstoss von Kohlendioxid aus der Nutzung von Öl, Kohle
und Gas. Die beste Lösungsmöglichkeit sei der
massive Einsatz regenerativer Energiequellen. Deshalb werde
sich der neue Klimabericht ausschliesslich darauf konzentrieren."
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Weitere
Infos Hier!
(unter 'Biokraftstoff' suchen) |
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Hinweis
in eigener Sache: |
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Um
Missverständnissen vorzubeugen, hier ein Hinweis:
Die explizit nachhaltige sowie - im Kant'schen Sinne - gerechte
und verantwortungsvolle Nutzung unserer Umwelt - und ihrer
Ressourcen - muss oberstes Gebot unseres Handelns sein. Dabei
kann und darf es nicht sein, dass - zur Erreichung dieser
Ziele (und
mögen sie noch so ehrenhaft sein, was aber
oft auf der polit-ökonomischen Bühne mit grossem
Recht angezweifelt werden darf) - der Zweck die Mittel heiligt.
Diese Forderung sollte vor dem Hintergrund der aktuellen politischen
Ereignisse eine besonders hohe Bedeutung haben. Nicht Lügen,
Halbwahrheiten, Panikmache und Verdrängung, sondern nur
ehrliche Aufklärung können zu langfristiger und
globaler Verantwortlichkeit führen, auch ohne Mythen
und Mystik zu bemühen und ohne missionarischen Eifer.
Aber
fraglos zeigt die Klimadebatte eine masslose, eurozentristische
Sicht der Dinge, wie sie sich nicht nur bei der einseitigen
Kostenrechnung beim Emissionshandel, der geforderten Nutzung
fossiler Energieträger, oder der Forderung nach Zurückhaltung
bei der Landschaftsnutzung in Schwellen- und Entwicklungsländern
manifestiert. Menschen der Subtropen und Tropen reiben sich
da verwundert die Augen über den Eifer jener (auch NGOs)
aus den temperaten Zonen Europas oder auch N-Amerikas.
Diese
eurozentristische Sicht zeigt sich selbst auf traditionellen
Kartenwerken. "Dieses geographische Weltbild ist geeignet,
die Selbstüberschätzung des weissen Mannes, besonders
des Europäers, zu verewigen und die farbigen Völker
im Bewusstsein ihrer Ohnmacht zu halten." (Prof.
Arno Peters am 6. Oktober 1967).
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Anmerkungen: |
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*1:
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"Nach
den Gesetzen der Physik (1. und 2. Hauptsatz der
Thermodynamik) kann Energie weder aus dem Nichts erzeugt noch
vernichtet werden. Energie kann nur von einer in eine andere
Energieform umgewandelt werden (auch wenn ihr technisch nutzbarer
Anteil mit jeder Umwandlung kleiner wird). Von daher ist der
Begriff
erneuerbare Energie aus naturwissenschaftlicher
Sicht nicht korrekt."
Ministerium
für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz
(MLUV), Brandenburg (Seite erreichbar
seit Febr. 2008 über
archive.org) |
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*2:
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"Wenn
der Naturschutz auf der Strecke bleibt - Greenwashing, Vetternwirtschaft
und Co.
»Es
ist leichter, in die Geheimnisse der CIA einzudringen als
in die des WWF«, sagt Raymond Bonner, Enthüllungsjournalist
der New York Times. Wilfried Huismann hat es trotzdem gewagt.
Allen Widerständen der WWF-Führungsspitze zum Trotz
hat er die Strukturen und Projekte der Umweltschutzorganisation
unter die Lupe genommen.
Das Ergebnis seiner Reise durch das grüne Empire des
WWF ist erschütternd: Der
WWF paktiert mit Energiekonzernen, die in Asien und Lateinamerika
die letzten Regenwälder vernichten, um auf Soja- oder
Palmölplantagen Biosprit zu produzieren.
Ein gigantisches Geschäft, das die letzten natürlichen
Ökosysteme der Erde gefährdet, Millionen Menschen
von ihrem Land vertreibt und zu neuen Hungersnöten führt.
Der WWF beteiligt sich an der
Vertreibung von Eingeborenen aus den Wäldern Indiens
und Afrikas und er fördert die industrielle Landwirtschaft
auf der Basis von Gentechnik. Der
Panda des WWF genießt bislang das Vertrauen der Spender,
doch er hat ein zweites Gesicht: Für Geld wäscht
der WWF Umweltverbrechen der Industrie grün."
Diese
Reputation ist nicht nur auf die Spender beschränkt.
Auch das IPCC vertraut Verlautbarungen und wenig wissenschaftlichen
Veröffentlichungen des WWF (sogenannter "grauer
Literatur"), wenn sie in das Konzept einer sich durch
den Klimawandel dramatisch verändernden Umwelt passen.
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*3:
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CLIMDAT:
Klima
- Umwelt - Mensch (1500-1800) Eine Dokumentation aussergewöhnlicher
Witterungsbedingungen. Siehe
dort (ZAMPG, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik)
unter Literatur: Mudelsee et al. (2003) und Militzer (1998). |
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Vgl.
Sie dazu auch |
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- Kehl,
H. (2000)
"Stabilität
des Standortes und ökologisches Gleichgewicht, die
fatalen Illusionen", aus:
"Konventionelles Naturverständnis vs. pragmatischer
Umweltschutz. Ein unlösbarer Konflikt?", Vortrag
an der Ev. Akademie Iserlohn am 29. Febr. 2000, im Rahmen
der Tagung: "Natur unter Druck - Kooperative Wege für
den Naturschutz, vom Landschaftsverbrauch zum Landschaftsgebrauch"
und
- Kehl,
H. (2009) The
popular climate change and the illusion of ecosystem stability.
How to react on the dynamics of nature.-
[8 S.] The
4th International Conference of ESES "Impacts of Climate
Change on Natural Resources", 10-11 November 2009,
Ismailia, Egypt (Keynote Speech) .
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*4:
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Die
Landesfläche Pakistans
ist etwa doppelt so gross wie Deutschland und hat etwa
doppelt so viele Einwohner (ca. 163 Mio. - 1961 waren es noch
etwa 50 Mio.). Die hoch fruchtbaren Schwemmländer
des Indus
und seiner Nebenflüsse nehmen etwa die Hälfte
des Landes ein. Der weitaus grösste Teil der Bevölkerung
lebt in und von diesen Schwemmlandebenen, "wobei
mehr als 80 % der Bevölkerung vor allem im nördlichen
und mittleren Teil des Indus-Tieflands auf weniger als einem
Drittel der Landesfläche leben", und dies
bei einem Bevölkerungswachstum von mehr als 2 %/y. (Länder-Lexikon
- last
date of access 2020.11.12) |
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