Vegetationsökologie Tropischer & Subtropischer Klimate (LV von 1986 - 2016)
 
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Böden und Landwirtschaft, z.B. Agroforestry ...

Böden und Landwirtschaft

 Abb. F4-01:
UNDCP Agro-forestry project in the Chapare [Seite mittlerweile offline]

  Charakteristika der Böden Immerfeuchter Tropen
  Landwirtschaft und die "Grüne Revolution"
  Bisherige "Bewirtschaftung" der Tropischen Regenwälder
Alternative Bewirtschaftung des Tropischen Regenwaldes
  Agro-Forestry
  Einige Nutzpflanzen des Tropischen Regenwaldes
Risiken und Chancen moderner Nutzungsformen
  Extensive Bewirtschaftung
  Literatur zum Thema
  Hyperlinks zum Thema
   
   
 
 
Böden und Landwirtschaft
   
Charakteristika der Böden in den Immerfeuchten Tropen:
   
 

Wie bereits in dem Kapitel "Bodenentwicklung und Bodentypen der Sommerfeuchten Tropen" erwähnt, unterscheiden sich die Böden der Feuchten Savannen und Immerfeuchten Tropen kaum. Auch die Böden der Immergrünen Regenwälder sind sehr alt und reichen oft bis in das Tertiär zurück. Fast alle Bodentypen sind extrem tiefgründig verwittert.

Die hohen Niederschläge haben Basen und Kieselsäure ausgewaschen. Übrig geblieben sind Sesquioxide wie Al2O3, Fe2O3, was zu Krustenbildungen geführt hat (Lateralisierung). Die extrem rot-braunen Böden weisen kaum eine horizontale Gliederung auf und sind sehr arm an Nährstoffen.

   
 

Die für die Immerfeuchten Tropen besonders charakteristischen Bodentypen gehören z.B. zu den

  • Ferralsolen [extrem tiefgründig verwitterte - bis > 60 m Tiefe -, oxidreiche Böden, kaum noch verwitterbare Mineralien, tiefe pH-Werte - 4,5 bis 5,5 -, tiefe KAK und sehr geringe Basensättigung] (lat. ferrum = Eisen: al von Aluminium). Landwirtschaftliche Nutzungen sind möglich, jedoch mit intensiver Düngung und Kalkung verbunden. Die pH-Erhöhung führt zu einer höheren KAK, weil vor allem variable Ladungen vorliegen.

    An zweiter Stelle folgen die
  • Acrisole [austauschschwache, basenarme lessivierte Böden] mit Verbreitungsschwerpunkten in Südostasien, Westafrika und einigen Teilräumen des immerfeucht-tropischen Lateinamerikas. Mit deutlich kleineren Flächenanteilen kommen auch
  • Lixisole [austauschschwache und basenreiche lessivierte Böden] vor.

    Von den weiteren Böden feuchtropischer Regionen sollen noch genannt werden
    (Zusammenstellung nach Schultz 2000: 490)


  • Plinthosole [Böden mir irreversibel verhärteten Oxid-Material],
  • Ferralic Cambisole [werden als jüngeres Stadium ferrallitischer Verwitterung gedeutet, besitzen noch verwitterbare Mineralien und die KAK liegt höher als bei typischen Ferralsolen],
  • Ferralic Arenosole [Sandböden mit kaolinitischen Tonanteilen, geringer KAK und sehr geringer Wasserspeicherfähigkeit, extrem ungünstige Pflanzenstandorte] und
  • Podsole [sind mit 1 % Flächenanteil extrem selten!]
   Hier finden Sie umfangreiche Infos zur Bodengeografie und Bodenkunde sowie Systematik der Böden
   
   
 

Beispielhaft hier die typischen Merkmale der besonders weit verbreiteten Ferralsole in den Immerfeuchten Tropen:

     Abb. F4-02:
    Ferralsole:

    • Diese Böden zeichnen sich aus durch "ausserordentlich tiefgründige Entwicklung: 20 bis 30 m (ähnliche Mächtigkeiten gibt es sonst nur bei manchen Acrisolen); die Mindestmächtigkeit liegt bei 30 cm;
    • Profil in ganzer Tiefe nach Farbe, Textur etc. sehr uniform [tief rotbraun], Tonverlagerung fehlt (Ton-Immobilität ist charakteristisches Merkmal der Ferralsole; im Gegensatz zu Acrisolen mit Tonverlagerung);
    • verwitterbare Silikate sind höchstens noch in Spuren (weniger als 10 % in der 50 bis 200 µm Fraktion) erhalten (falls mehr: Ferralic Cambisole);
    • die Textur ist sandig-lehmig oder feinkörniger, der Tongehalt umfasst mindestens 8 % der Feinerdefraktion, sonst Ferralic Arenosole;
    • Tonfraktion besteht so gut wie ganz aus Kaolinit, Eisen- und Aluminiumoxiden / hydroxiden;
    • niedriges Schluff / Ton - Verhältnis;
    • Sand- und Schluffpartikel werden im Wesentlichen von Quarzmineralen gestellt;
    • die KAK (Kationenaustauschkapazität) des Mineralbodens ist niedrig bis extrem niedrig (KAKpot < 16 cmol(+) kg-1 Ton, KAKeff < 12 cmol(+) kg-1 Ton), die Basensättigung ebenfalls gering und entsprechend die Bodenreaktion sauer bis stark sauer.


Die Bodenprozesse, die zu ferralic B-Horizonten führen, werden unter dem Begriff derFerrallitisierung zusammengefasst. Mit dieser geht die als Desilifizierung bekannte Mobisilierung und Wegführung von Silicium einher (da die residuale Anreicherung von Kaolinit und Sesquioxiden ohne diese Auswaschung von Si nicht möglich ist, kann die Desilifizierung auch als Teilprozess der Ferrallitisierung angesehen werden).

Zu einer besonders intensiven Desilifizierung kommt es unter ständig feuchtheissen Bedingungen, wenn zugleich die Bodenreaktion stark sauer ist. Dies ist unter tropischen Regenwäldern mit ihrer hohen Streuanlieferung und -zersetzung und damit beträchtlichen Freisetzung von Atmungskohlensäure (im Durchschnitt fünf mal mehr als in temperaten Wäldern) so gut wie überall in hohem Masse gegeben. Andere anorganische Säuren spielen dem gegenüber eine vergleichweise geringe Rolle." (nach Schultz 2000: 491)

"Unter Naturwald wird in einem Stoffkreislauf (Streufall - Streuzersetzung - Nährstofffreisetzung - Nährstoffaufnahme), welcher nur Streu- und Oberbodenhorizonte umfasst, kaum eine Nährstoffauswaschung festgestellt. [Erst] nach Rodung des Waldes setzen starker Humusschwund und Nährstoffauswaschung ein und der Boden wird rasch erschöpft." (nach "Böden der tropischen Klimaregion" - Bodenkunde der Uni Zürich - Seite steht leider nicht mehr zur Verfügung)

Entgegen bisheriger Auffassung sollen die Humusgehalte in den Böden feuchttropischer und temperater Waldböden sich kaum unterscheiden. Wegen der thermo-hygrischen Bedingungen sind die Zersetzungsraten jedoch wesentlich höher, was durch die wesentlich höheren Einträge aber ausgeglichen wird. Erst wenn die Zufuhr an organischer Substanz nach Verlust des Waldes ausbleibt, kommt es - wegen der hohen Zersetzungsraten - "zu einem wesentlich rascheren Rückgang der Humusgehalte." (nach Sanchez & Logan 1992, aus Schultz 2000: 491)

Humusschwund und extreme Nährstoffauswaschung sind somit typische Folgen der Regenwald-Degradation.
   
 
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Landwirtschaft in den Immerfeuchten Tropen und die "Grüne Revolution":
   
 

Auch in den Immerfeuchten Tropen bestimmen die ökozonalen Bedingungen die qualitative und quantitative Landnutzung. D.h.: Die Besonderheiten dieser Ökozone als Resultat der charakteristischen thermo-hygrischen Bedingungen bestimmen die Grenzen für mögliche Nutzungsarten und bilden den Rahmen für die natürlichen (agraren) Produktionspotentiale (Schultz 2000: 118).

Auch wenn es zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion wegen der stetig steigenden Bevölkerung offensichtlich keine Alternative gibt, so bestimmt doch die ökologische Tragfähigkeit der Landschaften die Methode ihrer Bewirtschaftung (z.B. Sammel- oder Dauerkulturwirtschaft, oder auch Wanderfeldbau) sowie auch den notwendigen Aufwand (Düngung, Pflanzenschutz, Verwendung leistungsfähiger Sorten etc. ) und letztlich auch die vertretbare Bevölkerungsdichte.

Ebenso wie Walter & Breckle (1984 - siehe unten!) betont auch Schultz (2000: 118), dass "bei allen Intensivierungen in der agraren Landnutzung [...] allerdings zu beachten [ist], dass sie nur unter zusätzlichem Einsatz von Technik und Energie möglich sind.

  • Bisher wuchs dieser zusätzliche Aufwand in höherem Masse als die dadurch erzielten Produktionssteigerungen [über das Mass der primären - ökozonal bedingten - Primärproduktion]. Damit hat sich das Verhältnis von zugeführter Energie pro Energiegehalt der Ernteerträge erheblich verschlechtert."

Hier eine einführende und ausserordentlich wichtige Bemerkung zur Problematik landwirtschaftlicher Nutzung in den Regenwäldern des Amazonas von Walter & Breckle (1984: 56):

"Während man die Grossrodungen im Amazonasgebiet vorantreibt, lässt man das verwüstete alte Kulturland zwischen Rio und Sao Paulo als Ödland liegen. Man sollte dem Druck der Bevölkerungszunahmen nachgebend nicht die Wälder mit armen Böden roden, sondern die bereits gerodeten Waldflächen durch intensiven Anbau in blühendes Gartenland umwandeln. Die "Grüne Revolution" in den Tropen ist ein Märchen geblieben.

Zwar gelingt es mit den modernsten landwirtschaftlichen Methoden unter Maschineneinsatz und grösster Energieverschwendung hohe Erträge auch in den Tropen zu erzielen, aber für die arme Bevölkerung ist das nur ein unerreichbarer Traum, weil der Kapitaleinsatz viel zu hoch ist.

Die Tropen sind im Hinblick auf die landwirtschaftliche Nutzung ökologisch benachteiligt und nicht durch Zufall so rückständig geblieben (Weischet 1977).

Dem noch stehenden Wald kommt eine grosse ökologische Bedeutung zu. Schon seine forstliche Nutzung als Wald ist nicht einfach (Förster 1973), seine Rodung kann grosse Nachteile nach sich ziehen."

Dies wird deutlich an der Vermutung, wonach "50 bis 75 Prozent der Niederschläge [in Tropischen Regenwäldern] in die Atmosphäre [gelangen], wo sie durch Abkühlung zu neuen Regenwolken kondensieren und ihre Wassermassen in wolkenbruchartigen Regenfälle schnell wieder abgeben.

In diesem 'kleinen Kreislauf' zirkulieren im südamerikanischen Regenwald drei Viertel des gesamten Wasserkreislaufs und somit mehr Wassermassen als im "grosse Kreislauf" mit seinen Passat-Wolken." (Schlüter 2001)

Die ökologisch-klimatischen Auswirkungen der bisherigen Entwaldungen hat Schulz (2000: 493) umrissen:

"Erhebliche Auswirkungen haben die Entwaldungen auch auf das lokale (und - bei weiträumigen Rodungen - wohl auch das regionale) Klima sowie die Hydrographie und Böden. Beispielweise

  • verringert sich die Evaporation infolge
  • sinkender Interzeption,
  • vergrössert sich der Abfluss und damit auch
  • die jahreszeitliche Überflutung von Niederungen,
  • steigen die Lufttemperaturen aufgrund
  • abnehmender latenter Energietransfers, und
  • werden die Böden trockener und
  • anfälliger für Erosion
    (Dickinson & Henderson-Sellers 1988, Domrös 1991, Goldammer 1992, Henderson-Sellers et al. 1988, Salati & Vose 1984, Salati & Nobre 1991)."
   
  Und hier zur nach wie vor aktuellen Situation der Tropischen Regenwälder Brasiliens:
   
 

"Dass man sich weltweit gerade um die Waldgebiete Brasiliens sorgt und vor Ort dafür kämpft, hängt damit zusammen, dass die Artenvielfalt in diesem Land vermutlich die höchste der Welt ist; und bislang sind wohl erst 12 Prozent des Amazonas-Regenwalds vernichtet, so dass der Ruin vielleicht doch aufzuhalten wäre.

Andererseits ist die föderative Republik, die fast die Hälfte Südamerikas einnimmt, mit 121 Milliarden US-Dollar verschuldet; viele der rund 150 Millionen Einwohner sind sehr arm, und das Wohlstandsgefälle ist extrem. Jeder Versuch, die Natur zu retten, muss scheitern, solange er nicht gleichzeitig und auf Dauer die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung verbessert.

Die Wissenschaftler hoffen nun, in Zusammenarbeit mit den Menschen, die im und vom Urwald leben, Kompromisse zu finden, die das Dilemma auflösen:

Wie kann man erträgliche Lebensverhältnisse schaffen, ohne die dafür nötigen Ressourcen zu erschöpfen?

Es gilt, das bei aller Üppigkeit äusserst verletzliche Ökosystem Regenwald zu bewahren und dabei den Interessen von noch intakten Indio-Stämmen wie von Kautschuksammlern, kleinbäuerlichen Siedlern, Saisonarbeitern und Grossunternehmern in Holz- und Agrarwirtschaft gerecht zu werden – und das rasch."

Aus: Holloway (1993) SdW, September, Seite 70.

 
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Bisherige "Bewirtschaftung" der Immerfeuchten Tropen:
   
 

Die Überführung des Tropischen Regenwaldes in agrarische Nutzflächen hat im Wesentlichen zwei Ursachen:

  • Exponentielle Bevölkerungszunahme mit der Folge von Überbevölkerung und Notwendigkeit der Ernährungssicherung, und die
  • agro-industrielle und forstwirtschaftliche Nutzung im Rahmen internationalen Handels (des globalisierten Marktes) ohne Berücksichtigung der einheimischen - stetig wachsenden - Bevölkerung und lokaler Märkte mit Kapitalgebern und -eigentümern aus der 1. Welt.

Die mosaikartige und starke Erweiterung von Acker- und Gartenflächen durch kleinbäuerliche Siedler sowie deren kleinräumige Bewirtschaftung (lokale Kautschukgewinnung, Holzentnahme und Ernte lokaler Fruchtbäume, Anlage kleiner Felder), haben in der Vergangenheit zu keiner wesentlichen Degradation der Tropischen Regenwälder geführt.

  • Hintergrund für das Ausweichen der Kleinbauern in die Tropischen Regenwälder mit Hilfe des 'Brandrodungsfeldbaus' (Wanderfeldbau bzw. shifting cultivation oder slash and burn) war und ist oft die ungleiche Landverteilung. "Die meisten Bäume in den Tropen roden [...] bitterarme Menschen. Sie suchen eine neue Existenz und benötigen ein wenig karges Acker- und Weideland, denn oft wurden sie von ihrem eigenen Grund und Boden vertrieben" (Pimm & Jenkis 2005: 75/76). Fruchtbare Böden sind meistens im Besitz von Grossgrundbesitzern. "Brandrodungen sind Traktor und Dünger des kleinen Mannes", erklärte 2001 Jeancarlo Figueira von der Umweltorganisation Instituto Centro Vida (Brasilien). Daher "dürfen wir [von diesen Menschen] nicht einfach fordern, den Wald stehen zu lassen. Ohnehin könnten sie sich nicht daran halten, aber wir hätten dazu auch kein Recht. Wir können aber etwas anderes tun. Wenn diese Wälder uns Reichen so wichtig sind, müssen wir diesen Ländern Gegenwerte anbieten" (Pimm & Jenkis 2005: 78)
   
 



 Abb. F4-03:
Die Veränderungen des pH-Wertes im Boden unter einem amazonischen Regenwald nach Brandrodung und einer dreijährigen Nutzung in der traditionellen Art des Wanderfeldbaus (nach Jordan 1986). Durch die Aschedüngung kommt es kurzfristig zu einem deutlichen Anstieg des pH-Wertes, mit dem möglicherweise eine Verminderung der Phosphatfixierung und der Aluminiumtoxizität verknüpft ist. Die Rückläufigkeit dieses Prozesses könnte dann den rapiden Schwund der agraren Produktion erklären.

(aus Schultz 2000: 533)

   
 

Erst grossflächige Rodungen sowie Entwaldungen durch Brand haben massgeblich zur Reduzierung des primären und sekundären Regenwaldes und damit zur Erweiterung agrarischer Nutzflächen beigetragen. Die Agro-Industrie ist nach Schätzungen von Umwelt-Organisationen für 60 bis 70 % der Zerstörung des Regenwaldes mit verantwortlich. Neben der "raubbauartigen" holzwirtschaftichen Nutzung der reichen Tropischen Regenwälder, gehörte und gehört die agro-industrielle Nutzung von Rodungsflächen:

  • Ausweisung von Weideflächen für Rinder auf grossen Flächen,
  • Einrichtung von grossdimensionierten Plantagen mit Monokulturen (für den Anbau von Nutzhölzern, Kaffee, Bananen, Ananas, Kokosnuss, Sago, Baumwolle, Sojaanbau etc.
  • Infrastrukturelle Erschliessung für den Abbau von Rohstoffen, Waldrodung, die Erweiterung von Siedlungen etc.

    Folgen (auch soziale und gesellschaftspolitische, durchaus kritisch gesehen):
      • Rinderhaltung: "Lediglich ein Rind kann pro Hektar (10.000 Quadratmeter) Weidefläche gehalten werden, mehr vertragen die kargen Böden nicht. Daraus resultiert eine Fleischproduktion von etwa 40 Kilogramm pro Jahr und Hektar. Zum Vergleich: In Deutschland sind es bis zu 2.500 Kilogramm. Für neun Millionen Rinder wurden in Brasilien bereits 90.000 Quadratkilometer tropischen Regenwalds abgebrannt – jahrzehntelang staatlich gefördert von der brasilianischen Regierung. [...] Bis zu 75 Prozent der Investitionssumme zahlte die Regierung den Investoren – aus Steuermitteln! "
        (Source:
        Faszination Regenwald - nach "Rinderwahnsinn" suchen)  [last date of access: 20.01.16]


      • Grossbetriebliche Plantagen (Dauerkulturflächen):

        Diese sind durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet (u.a. nach Doppler 1991, aus Schultz 2000: 539):

        • "Spezialisierung auf ein einziges Produkt (Monokultur),
        • Geringe Produktionsflexibilität, besonders bei Baumkulturen mit langen Perioden bis zur ersten Ertagslieferung,
        • Verarbeitung dieses Produktes in [firmen]eigenen Anlagen,
        • Einsatz von Fremdarbeitskräften, vergleichsweise hohes Einkommensniveau,
        • Erzeugung für den Exportmarkt und damt hohe Abhängigkeit vom Weltmarkt,
        • Hohe Kapitalinvestitionen pro Fläche und Anlage,
        • Zielsetzung ist Maximierung der Rendite für das im Betrieb investierte Kapital.


        Beispiele:

        Soja: in Brasilien geht Soja fast ausschliesslich in den Export für die Massentierhaltung in USA und Europa (nahezu keine Partizipation der einheimischen Bevölkerung),

        Palmöl / Ölpalme (Elaeis guineensis): In Indonesien werden die Regenwälder gerodet um Platz für Ölpalmen-Plantagen zu schaffen. Aus den Ölpalmen wird das Pflanzenfett für unsere Margarine gewonnen; der Palmölschrot (die Schalen der Ölpalmenfrüchte) geht in die europäische Massentierhaltung, wo er als Ersatz für das verbotene Tiermehl hochwillkommen ist. Über 90 Prozent des Palmöls sind für den europäischen Markt bestimmt: Allein die Firma Unilever verbraucht 1,5 Millionen Tonnen Palmöl jährlich.

        Die Anbauflächen für Ölpalmen verfünfachten sich von 600.000 Hektar im Jahre 1985 auf drei Millionen Hektar 1999; Anträge auf weitere 20 Millionen Hektar sind gestellt: Diese Fläche entspricht in etwa der Fläche der noch unberührten Regenwälder Indonesiens. Fast das gesamte Palmöl geht in den Export, wobei Deutschland der fünftgrösste Importeur weltweit ist.

        Zitrusfrüchte: Der Anbau von Zitrusfrüchten (z.B.Zitrone, Orange) ist, neben dem ebenfalls sehr intensiven Kaffeeanbau in dieser Region, massgeblich für den Verlust der brasilianischen Küstenregenwälder verantwortlich. Nur noch ein Prozent (!) dieser einmaligen Wälder ist heute erhalten.

        Kakao und Kaffee: Der afrikanische Staat Ghana beispielsweise bestreitet 70 Prozent seiner Exporterlöse mit Kakao und beschäftigt(e) mehr als 600.000 Familien in diesem Bereich. In den 80er-Jahren wurde der Kakaoanbau aufgrund restriktiver Vorgaben des Weltwährungsfonds und der Weltbank intensiviert und industrialisiert. Dies führte zur massenhaften Entlassung von Arbeitskräften und durch das erhöhte Angebot sanken die Weltmarktpreise.

      Für die armen Landarbeiter in Ghana bedeuten die sinkenden Weltmarktpreise Arbeitslosigkeit; viele Tausend Ghanaer sind wegen der dramatischen Einkommensverluste einfach verhungert!

      Egal ob Kaffee, Kakao oder andere landwirtschaftliche Produkte aus armen Ländern: sinken die Weltmarktpreise, dann sind zuerst die Plantagenarbeiter in den produzierenden Ländern betroffen. Geringere Löhne und Kinderarbeit sind die Folge. Auf Sisal-, Kaffee-, oder Kakaoplantagen, die für unseren Bedarf produzieren, häufen sich die Fälle von Kindersklaverei.

      Umgekehrt entwickelt sich die Situation in den Abnehmerländern: Musste ein Industriearbeiter 1958 noch vier Stunden für ein Pfund Kaffee arbeiten, sind es heute noch 20 Minuten!
      (Source: Faszination Regenwald)  [date of access: 24.10.05]

      • Strassenbau: Satellitenaufnahmen beiderseits der in den Regenwald asphaltierten Schneisen zeigen eine Zerstörung des Waldes in einer Entfernung von jeweils etwa 50 km

      • Waldrodung: An einem Beispiel für Holzentnahme in West-Sumatra konnte gezeigt werden, dass bereits bei 8 % selektiver Holzentnahme etwa 46 % der restlichen Gehölze geschädigt werden. 19 % wurden total zerstört, bei 20 % wurden Kronen und die Rinde der Stämme beschädigt. 7 % der Äste wurden beschäftigt (nach Aljasrid & Effendi 1979, aus Mc Kinnon et al. 1996, zitiert von Faensen-Thiebes 2002, Manuskript -Icon für PDF-Files 1,1 MB)

        "Wieso schadet es den Wäldern, wenn die grossen Baumstämme entnommen werden? Um ein bis zwei Stämme aus einem Hektar entnehmen zu können, werden 70 Prozent der restlichen Vegetation durch schwere Raupen und Rückwege schwer geschädigt. Die Holzwirtschaft hat eine „Öffnungsfunktion“: Um die Holzstämme abtransportieren zu können, werden Strassen in die Wälder geschlagen [siehe oben!]. Auf denen strömen illegale Siedler in die Wälder und zerstören das, was die Holzfäller übrig gelassen haben. Einhergehend explodiert in all diesen Wäldern die Wilderei."
        (Source: Faszination Regenwald)  [last date of access: 20.01.16]


      • Bodenerosion und Artenschwund: Immer noch hohe Niederschläge *1, intensive Sonneneinstrahlung, hohe Verdunstungsraten führen zu
        • Strukturverschlechterungen der Böden,
        • zur Austrocknung und
        • Verhärtung der Böden,
        • zur Abnahme des Humusgehaltes und
        • zur Auswaschung der geringen Nährstoffgehalte,
        • zur Verarmung der Bodenflora und -fauna,
        • zur Verringerung der nutzbaren Wasserkapazität der Böden,
        • zur Verminderung der KAK und Basensättigung,
        • zur Erhöhung der Bodenacidität, Phosphatfixierung und Aluminiumtoxizität,
        • zur raschen Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten, Schädlingen und Parasiten durch Monokulturen,
        • zur Massenausbreitung von schwer unter Kontrolle zu bringenden Pflanzen (in SO-Asien z.B. durch das Gras Imperata cylindrica). (Aufzählung teilweise nach Schultz, 2000: 535, ergänzt und verändert).

          *1 Die Zerstörung des Regenwaldes führt insgesamt zu einer Minderung der Niederschlagshöhen (Enquete Kommission 1994)
 
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Alternative Bewirtschaftung des Tropischen Regenwaldes
   
Agro-Forestry - Nahrungsmittelproduktion 'vor Ort':
   
 
   
 

 Abb. F4-04:
Der ökologisch angepasste Anbau im Vergleich zur Reinkultur und zum Primärwald (Prinz 1986). Links: Schematischer Aufbau des tropischen Regenwaldes mit weitgehend kurzgeschlossenem Nährstoffkreislauf. Mitte: Anbau von annuellen Kulturpflanzen (Mais) nach Rodung des Waldes ohne Schutz gegen Einstrahlung und Schlagregen. Rechts: Ökologisch angepasster Stockwerkbau; Mischkultur-System mit Mulchwirtschaft.

(aus Schultz 2000: 537)

   
 

Voraussetzung für die Entwicklung eines nachhaltigen und ökologisch angepassten Landbaus sind:

  • Kenntnis des Mesoklimas (Gelände- oder Lokalklima) innerhalb des Makroklimas,
  • Kenntnis der ökologischen Funktionen (und Standortamplituden) der Arten des Immerfeuchten Tropischen Regenwaldes,
  • Kenntnis der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der "Produkte" des Waldes;
    dazu zählen u.a. Holzprodukte selbst und die Früchte (als Früchte und Gewürze) der Regenwaldarten. Z.B. auch Fasern, Öle, Harze (z.B. Latex wie Kautschuk oder Guttapercha und verwandte Stoffe), pharmazeutisch nutzbare Pflanzenteile, Aromastoffe etc. Vgl. kleine Artenliste
  • Berücksichtigung der "speziellen ökonomischen und politischen, religiösen und kulturellen Zwänge vor Ort" (Pimm & Jenkis 2005: 78)
  • Berücksichtigung der Erfahrungen und des Wissens vieler Generationen der einheimischen Bevölkerung bei der Einrichtung dieser Form des angepassten Landbaus.
   
 

Die ökologisch angepasste Landwirtschaft verzichtet auf grossflächige Rodungen, den intensiven Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden und verlangt eine kleinparzellige Bewirtschaftung mit Mischkulturen. Wesentliche Merkmale sind die Erhaltung der Überhälter (emergent trees) und einiger Bäume des ehemals dichten Kronendaches. Dabei muss garantiert sein, dass durch das vorhandene Blätterdach hohe Sonneneinstrahlung und Schlagregen die Mischkulturen in den unteren Stockwerken nicht erreichen können bzw. sich nicht negativ auswirken können.

Um ein intensives Bodenleben mit hohen Nährstoffanteilen zu gewährleisten sowie Bodenerhitzungen und -verschlämmungen zu verhindern, sind Mulchsysteme zu implementieren (z.B. mit Ernterückständen). Generell sind standortgerechte Pflanzen-Arten zu wählen, welche die Bodenbelastung gering halten (z.B. geringe Nährstoffverluste, Erhaltung der Boden-Mikroorganismen).

FAZIT:

"Bei der Suche nach neuen Nutzungsformen sollte man die jahrhunderte- wenn nicht jahrtausendealten Erfahrungen, die das Wanderfeldsystem geprägt haben, nutzen. Erfolgreich können auf Dauer nur solche Anbausysteme sein, die den besonderen ökologischen Bedingungen der feuchten Tropen bestmöglich entsprechen. Dabei ist selbstverständlich zu beachten, dass die besonderen tropischen Probleme sehr unterschiedlich, nach Art und Grad, auftreten können. Eine sorgfältige Auswahl der Nutzflächen kann spätere Schwierigkeiten vermeiden helfen (sowie auch sinnlose Waldrodungen verhindern)."

(aus Schultz 2000: 535)

 Abb. F4-05:
Traditioneller Terrassen - Reisanbau im Übergang von den Sommerfeuchten (Feuchtsavanne) zu den Immerfeuchten Tropen in einem flachen Tal bei Antananarivo, Madagaskar (Oktober 1998)

Copyright © 2005 Harald Kehl         
  

 
   
 

Die ökologisch angepasste Landwirtschaft bietet gute Voraussetzungen, ein höchst mögliches Mass an Biodiversität zu erhalten und den heute mosaikartig zerstückelten Regenwald wieder weiträumig und in sehr breiten Streifen zu vernetzen. Damit hätten besonders zahlenmässig schwache Populationen wieder Möglichkeiten des Genaustauschs, deren Teile gegenwärtig oft nur noch auf weit entfernten "Inseln" überleben und vom Verlöschen bedroht sind. Wie bereits erwähnt, siedeln besonders in Tropischen Regenwäldern Individuen einer Populationen in grossen Abständen.

Vergleichen Sie auch: Mögliche Regeneration des Tropischen Regenwaldes.

   
 
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Nutzpflanzen, deren Herkunft s.l. die Sommer- bis Immerfeuchten Tropen sind (kl. Überblick):
   
  Versch. Quellen, u.a. aus Rainforests - the economic potential - Royal Botanic Gardens Kew [letzter Aufruf 20.01.2016]
  Ergänzende Hinweise aus Wolfgang Franke (1976) und Gunther Franke (1976)
  Infos zu hier genannten Arten finden Sie tw. in Wikipedia (Beispiel Banane) Hinweis [date of access: 12.11.05]
  Einige der hier genannten Arten finden Sie auch in den Tropenhäusern des BMBG (Botanischer Garten und Botanisches Museum) in Berlin-Dahlem [date of access: 12.02.06]
   
  Stauden etc. aus der Krautschicht:

Banane - Musa sapientum (Beerenobst, hier als Beispiel Obstbanane)
Ananas - Ananas comosus (Beerenfruchtverband)
Papaya - Carica papaya (Beerenobst)
Yam - Dioscorea villosa (Wurzelknollen, hier als Beispiel Wild-Yam)
Taro - Colocasia esculenta (knolliges orthotropes Rhizom)
Maniok / Cassava - Manihot esculenta (Wurzelknollen)
Süsskartoffel - Ipomoea batatas (Wurzelknollen)
Ingwer - Zingiber officinalis (Rhizome)
Zuckerrohr - Saccharum officinarum (Halme werden ausgepresst)
Reis - Oryza sativa  (Getreide), für Regen- (Trocken-Reisanbau) und Bewässerungsfeldbau geeignet.
Reis ist weltweit nach Weizen das wichtigste Getreide.

Strauch- bis Baumschicht (teilweise Pfl., deren Früchte der Herstellung von Ölen etc. dienen):

Kokosnuss - Cocos nucifera (Steinfrucht)
Mango - Mangifera indica
 (Steinfrucht)
Paranuss - Bertholletia excelsa (Baum bis 50 / 60 m, eignet sich nicht für Plantagenanbau)
Kakao - Theobroma cacao (Beerenfrucht)
Brotfruchtbaum / Jackfruit - Artocarpus altilis (Nussfruchtverband)
Avocado - Persea americana (Steinfrucht)
Ölpalme - Elaeis guineensis (Steinfrucht - aus Fruchtfleich Palmöl, aus Samen Palmkernnöl, 10 - 30 m)
Sagopalme - Metroxylon sagu (aus dem weissen Zentralmark des Stammes wird Stärke gewonnen, 12 m)
Echte Guave - Psidium guajava, auch Guava oder Guayaba genannt (Busch oder Baum bis 6 m hoch)
Kaschu / Cashew - Anacardium occidentale, auch Acajoubaum genannt (Busch oder Baum bis 5 m hoch)
Lychee -
Litchi chinensis  (Litchi-Baum), der immergrüne Litchi-Baum wird 15 - 20 m hoch,

Agrumen / Zitrusfrüchte
(Herkunft: Sommer- bis Immerfeuchte Tropen, kleine Bäume,
bei allen hier genannten 'Arten' handelt es sich um Hybriden; Agrumen wurden in SO-Asien bereits
im frühen Altertum kultiviert und erst relativ in den mediterranen Raum Europas eingeführt):

Orange / Apfelsine - Citrus sinensis
 (quasi Beeren / Zitrusfrüchte), Herkunft SO-Asien: China.,
bereits 2.000 v.Chr. dort angebaut!
Zitrone - Citrus limon
 (quasi Beeren / Zitrusfrüchte), Herkunft SO-Asien: Indien
Bitterorange / Pomeranze - Citrus aurantium
 (quasi Beeren / Zitrusfrüchte), Herkunft SO-Asien: China
Bergamotte - Citrus bergamia
 (quasi Beeren / Zitrusfrüchte), Herkunft SO-Asien.

Gewürzpflanzen / Pflanzen mit Ölen zur Herstellung von Parfüm und Pfl. mit Färbestoffen:

Ceylonzimtbaum / Kaneel - Cinnamomum zeylanicum (ätherische Öle, Gewürz - Rinde von z.B. Zweigen)
Zimtkassie / Chinesischer Zimt - Cinnamomum aromaticum (wie C. zeylanicum)
Padang oder Holzzimt - Cinnamomum burmanii (ätherische Öle, Gewürz - Rinde von ausgewachs. Stämmen)
Gewürznelkenbaum - Syzygium aromaticum (ätherische Öle, Gewürz - Verwendung der Knospen)
Muskatnuss - Myristica fragrans (Gewürz - die Muskat"nuss" ist der Samen einer Balgfrucht!)
Schwarzer Pfeffer - Piper nigrum (Kletterpflanze, - Gewürz)
Vanille - Vanilla spp. (Kletterpflanze, - Gewürz / Parfüm)
Cardamom - Elettaria cardamomum (Samengewürz)
Ylang-Ylang-Baum - Cananga odorata (Parfüm - das Öl wird durch Destillation der Blüten gewonnen)
Patchouli - Pogostemon cablin (krautig. Halbstrauch, - das Öl für das Parfüm wird aus den Blättern gewonnen)
Sandelholz - Santalum album (hemi-parasitischer kl. Baum, - das Sandelholzöl wird aus dem
Kernholz des Stammes und den Zweigen gewonnen, das Holz wird auch für Schnitzarbeiten verwendet)
Piment - Pimenta dioica (Beeren als Gewürz - Ernte kurz vor der Reife, Öl besteht wesentlich aus Eugenol)
Mangostan- oder Gummigut-Baum - Garcinia hanburyi (gelbes Farbpigment und Gummiharz)
Blauholz oder Blutholzbaum - Haematoxylum campechianum (blau-violetter Farbstoff)
Annattostrauch, Achiote, Orleansstrauch oder 'Lipsticktree' - Bixa orellana (Gewürz und roter Farbstoff)

Fasern etc. liefernde Pflanzen:

Jute - Corchorus capsularis u. C. olitorius
Kenaf - Hibiscus cannabinus
Baumwollbaum - Ceiba pentrandra

Latex liefernde Pflanzen:

Kautschukbaum - Hevea brasiliensis
Tyrannbaum - Mimusops globosa
Kaugummibaum / Chicle Tree - Manilkara zapota
(war der traditionelle Stoff, der in Kaugummis verwendet wurde) 

Pharmazeutisch wichtige Pflanzen:

Brechwurzel - Psychotria ipecacuantha (Alkaloide vom Emetin-Typ)
Yamsarten - Dioscorea spp. (Corticosteroide)
Roter Chinarindenbaum - Cinchona spp.
(in der Borke Quinine als Ausgangsstoff zur Herstellung von Chinin)

   
 
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Methoden moderner Nutzungsformen (nach Schultz 2000)
   
Extensive Bewirtschaftung des Tropischen Regenwaldes:
   
  Folgende Massnahmen werden von Schultz (2000: 536/537) zur Minderung von Risiken der bisherigen Nutzungsformen vorgeschlagen:
     
    "Verwendung von Nutzpflanzenarten oder Varietäten (Ökotypen und Zuchtsorten), die an marginale Standorte besonders gut angepasst sind (beispielsweise Cassava mit Toleranz gegenüber hohen Al-Konzentrationen und extremer Bodenacidität;

Abschirmung der Bodenoberfläche durch ein möglichst ständig geschlossenes Blätterdach von Nutzpflanzen, vorzugsweise von Dauerkulturen [...];

Auswahl von Nutzpflanzenarten, bei denen mit den Ernteeinnahmen nur relativ geringe Mineralstoffmengen entzogen werden (beispielsweise durch Anlage von Baumkulturen wie Ölpalmen oder Kautschuk);

Mulchen mit Ernterückständen, mit Deckfrüchten, die als Zwischen- oder Unterkulturen angebaut werden, oder mit Pflanzenmaterial, das von ausserhalb zugeführt wird. Der rasche Abbau, dem diese Materie in dem feuchtheissen Tropenklima unterliegt, ist dabei kein Nachteil: Er führt zu der gewünschten raschen Mineralzufuhr für die Feldkulturen (Gründüngung). Häufige Erneuerungen der Mulchauflage sollten aufgrund der hohen Biomasseproduktion der natürlichen Vegetation oder auch für diesen Zweck angelegte Elefantengras-Kulturen (Pennisetum purpureum [last date of access: 20.01.16], Spitzenerträge > 80 t TS ha-1a-1) ohne besondere Schwierigkeiten möglich sein.

Verwendung von stickstoffbindenden Feldfrüchten, Bäumen oder Futterpflanzen (z.B. Leguminosenbrachen im Rahmen von Fruchtfolge-Systemen) wie Erythrina, Leucaena leucocephala, Phaseolus lunatus, Psophocarpus tetragonolobus und Vigna unguiculata;

Anhebung des pH-Wertes durch Kalkung und Zugabe [nur wenn unbedingt notwendig] von Phosphatdünger;

Verwendung entzugsangepasster Düngemittel, also Kopfdünger und Langzeitdünger wie organische Dünger und Depotdünger (setzen Nährstoffe dosiert frei, mindern Verlagerung von Nährstoffen in den Untergrund) [sind i.d.R. für den Kleinbauern jedoch viel zu teuer!];

Erhaltung grösstmöglicher Diversität (Mischkulturen und vielseitige Fruchtfolgen, ökologischer Anbau [...];

behutsamee Einsatz des Pfluges (minimale Bodenbearbeitung);

rechtzeitige Unkrautbekämpfung.
     
     
  Davon sind für Kleinbauern mit geringen Einkommen, die nur eine Low-Input-Nutzung betreiben können, insbesondere die Verwendung standortangepasster Nutzpflanzen, das Mulchen und die Verbesserung der Fruchtfolgen bedeutsam. Ökologisch am sinnvollsten erscheint der sogenannte ökologisch angepasste (standortgerechte) Anbau (eco-farming) (Glauner 1983, Weischet u. Caviedes 1993).
     
   

Bei ihm geht es vorrangig um die grösstmögliche Einpassung der agraren (und forstlichen) Nutzung in die natürlichen Standortgegebenheiten (als prinzipiell um das Gleiche wie in vielen traditionellen Anbausystemen, wenngleich auf höherer wissenschaftlicher und technischer Stufe).

Auf diese Weise sollen die Risiken einer Inkulturnahme wie Bodenverarmung, Krankheitsbefall der Nutzpflanzen etc. eingedämmt werden und zugleich der Aufwand, der zur Stützung der künstlichen Feld-, Weide- und Forstökosysteme betrieben werden muss (z.B. in Form von Düngung und Schädlingsbekämpfung), reduziert werden.

     
     
  Die folgenden Wege folgen mehr oder weniger deutlich diesen Zielvorgaben:
     
    Verbesserte Fruchtfolgen:
beispielweise durch Einschaltung von humus-(boden-) schonenden, anspruchslosen Feldfrüchten wie Cassava, Bergreis, Süsskartoffeln und Kuherbsen sowie durch Aufnahme von Luftstickstoff bindenden Leguminosen wie Erdnüsse und Sojabohnen in den Rotationszyklus (oder auch in Mischkulturen).

Aufrechterhaltung eines ständigen Pflanzenwuchses:
beispielsweise durch Staffelanbau (relay cropping), Zwischen- und Mischkulturen auf den Feldern. Untersaaten in Dauerkulturen (= mehrstöckiger - multi-storey -Mischanbau) oder Schutzpflanzen (z.B. durch Aussaat von Deckpflanzen oder in Form von Überhältern der ursprünglichen Waldvegetation). Als besonders günstig muss die Integration mit Baumpflanzungen erscheinen. Bei den Letzteren sind - als ein weiterer Vorzug - die Erntemengen vergleichweise klein, entsprechend der Entzug von Mineralstoffen gering. Auch können die Baumwurzeln Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten herauf holen, und die Bodenbearbeitung kann schonender vorgenommen werden. Ökologisch gesehen kommen Dauerkulturen, die mit Unterkulturen möglichst verschiedener Nutzpflanzenarten verbunden sind, dem natürlichen Wald am nächsten (z.B. kann sich in ihnen ein ziemlich geschlossener Mineralstoffkreislauf entwickeln).

Ersatz der ungeregelten Naturbrache:
(Wildbrache) durch eine geregelte, nutzbringende 'Brache', z.B. durch Anbau von Futterpflanzen (Grünbrache, insbesondere von Leguminosen) in Verbindung mit Viehhaltung, oder auch durch Aufforstung, z.B. mit Baum-Leguminosen, die zugleich der Bodenverbesserung (Erhöhung organischer Bodensubstanzen und mineralischer Nährstoffe) und der Holznutzung dienen können können (agroforstliche Nutzung, Agro-Solvokultur)."

Regeneration "wildwachsender" tropischer Nutzpflanzen:
Bei der nachhaltigen Nutzung sogenannter wildwachsender tropischer Früchte sind Rücksichten zu nehmen auf aut- und synökologische Aspekte für die Erhaltung der jeweiligen Populationen. Dazu gehören vor allem ausreichende Bedingungen für eine erfolgreiche Regeneration der Nutzarten, welche sich nicht für den Plantagenanbau eignen. Wie sich z.B. bei der Nutzung der Paranuss Bertholletia excelsa gezeigt hat, führt das vollständige Abernten (Übernutzung) der Früchte zu einem Rückgang der Populationen. Ausserdem hatte die Zurückdrängung der - auch wohlschmeckenden - Agutis (Dasyprocta aguti), welche typischerweise die Samen der Paranuss als Vorräte vergraben und so wesentlich mit zur Etablierung von Jungpflanzen beitrugen (Fall von Zoochorie), dazu geführt, dass kaum noch junge Bäume angetroffen wurden. Vgl. dazu Paranüsse durch Überernten vor dem Ende - Forscher fordern nachhaltige Ernte wildwachsender Nutzpflanzen, aus pressetext, ddp vom 19.12.2003.
[date of access: 22.07.07]
   
 
   
Literatur zum Thema:
   
 
  • Bruening, E.F. (1996) Conservation and Management of Tropical Rainforest. An integrated approach to sustainability.- CAB International, Oxford (339 pp).
  • Doppler, W. (1991) Landwirtschaftliche Betriebssysteme in den Tropen und Subtropen.- Ulmer, Stuttgart (216 S.).
  • King, K.F.S. (1989) The History of Agroforestry.- In: Nair, P.K. (Ed.) Agroforestry systems in the tropics, Vol. 31: 3 - 11.- Kluwer Acad. Publ., Dordrecht.
  • Polak, P. (2005) Die grosse Chance der Kleinbauern - Günstige Bewässerungssysteme und der Zugang zu Märkten verhelfen Kleinbauern der Dritten Welt zu mehr Ertrag und eigenem Einkommen und damit aus der Armut.- Spektrum der Wissenschaft, November 2005: 66-71.
  • Weischet, W. (1980) Die ökologische Benachteiligung der Tropen.- B.G. Teubner, Stuttgart (127 S.).
  • Weischet, W. & C.N. Caviedes (1993) The Persisting Ecological Constraints of Tropical Agriculture.- Burnt Mill, New York (319 pp).
 
   
Weitere Hyperlinks zum Thema:
   
 
   
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Alumnus der TU-Berlin - Institut für Ökologie




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