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Vegetationsökologie
Tropischer & Subtropischer Klimate (LV von 1986 - 2016)
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ZM24
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S.
A3
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Florenentwicklung und Vegetationsgeografie
...
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Theodosius
Dobzhanski: "Nothing in biology
makes any sense if it is not put in the light of evolution". |
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Vegetations-
bzw. Pflanzengeografie und
Anmerkung zur "Anpassung"
(kurzer Abriss unten) |
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Dazu schrieb
P.
Graebner (1909) in seiner Pflanzengeographie (d.h. vor
fast 100 Jahren!):
"Wie
bereits in der Einleitung [seines Buches, hier: Florenentwicklung
und auf dieser Seite] auseinandergesetzt wurde, hat die floristische
Pflanzengeographie die Tatsachen des Zusammenwachsens bestimmter
Pflanzenarten in Formationen (Pflanzenvereinen) dargetan. Sie
hat die Verbreitung dieser Formationen, sowie bestimmter an ähnliche
Verhältnisse geknüpfte Lebensformen
ebenso festgelegt, wie die Verbreitung der sie zusammensetzenden
Lebensformen. Auf diesen Grundlagen aufbauend konnte die ökologische
Pflanzengeographie die Resultate der Pflanzenanatomie und
Pflanzenphysiologie verwerten zur Ermittlung der Gründe für
diese Eigenart der pflanzlichen Natur. Durch pflanzenphysiologische
Experimente sind wir in den Stand gesetzt, die Einwirkung der
einzelnen Faktoren auf den pflanzlichen Organismus zu studieren
und dadurch einen bestimmten Anhalt zu bekommen, in welcher Richtung
nun jeder einzelne in der Natur wirkende Faktor, für den
die Meteorologie, die Physik und Chemie uns bestimmte Zahlen und
Werte gegeben haben, seinen Einfluss geltend macht, gleichgültig
ob er rein mechanisch wirkt oder ob er innere Veränderungen
in der Pflanze hervorbringt. Neben der Zusammensetzung der Luft,
die wohl nur in der Nähe menschlicher Kulturstätten
(durch Rauch) usw. wesentliche Veränderungen erleidet, sind
es die Verteilung von Licht und Wärme, die Verteilung der
Niederschläge, die Wirkungen der Luftbewegungen und die physikalische
und chemische Beschaffenheit des Nährbodens (im weitesten
Sinne), die zur Mannigfaltigkeit der Pflanzenvereine und damit
die Natur überhaupt beeinflussen." (Fünftes Kapitel,
S. 92)
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Florenregionen
und Florenelemente: |
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Über
die genannten Florenreiche hinaus (anschliessend
noch einmal wiederholt) haben sich phytogeografische
Florenregionen gebildet, die zum einen - wie die
Florenreiche - historisch begründet sind, aber auch ökologisch
unterschiedliche Standorte und Standortansprüche sowie Verbreitungsschwerpunkte
repräsentieren.
- Holarktis
mit Paläarktis (Eurasien) und Nearktis
(N-Amerika)
Es
wird weiterhin unterschieden in (einige Beispiele):
- arktische,
boreale, atlantische, südeurosibirische, mediterrane,
irano-turanische Florenregionen
- Paläotropis
mit der Florenregion von Madagaskar, die Indomalayische
Region mit Neuguinea und die Polynesische Florenregion
- Neotropis
(ohne
weitere Unterteilungen)
- Australis
(ohne weitere Unterteilungen)
- Capensis
(ohne weitere Unterteilungen)
- Antarktis
mit
Südspitzen von S-Amerika und Neuseeland
Die Florenregion
selbst kann noch weiter unterteilt werden. Man unterscheidet bei
abnehmender Hierarchie:
- Florenprovinzen
(z.B. mitteleuropäische, sarmatische, submediterrane, euxinisch-hyrcanische,
pontisch-südsibirische, alpidische Florenprovinzen)
- Florenbezirke
(eher
selten verwendete Raumeinheit)
- Florendistrikte
(eher
selten verwendete Raumeinheit)
Die Arealtypen
dieser Sub-Florenregionen werden als Geo-
oder Florenelemente bezeichnet, für welche eine
bestimmte Verbreitung typisch ist (vgl.
dazu Walter
1986, Allgemeine Geobotanik). Aus ihnen setzen sich
weitgehend die verschiedenen (klima-)zonalen Vegetationstypen zusammen.
Die regionale Einteilung der einzelnen Florenregionen weicht in
der Literatur stark voneinander ab. So z.B. die Benennungen nach
Walter (siehe unten!) und Zohary
(1973).
Am
Beispiel Europas betrachtet, welches selbst zum holarktischen
Florenreich gehört, lassen sich folgende Floren- bzw.
Geoelemente unterscheiden:
- arktische
- arc. (Hauptverbreitung in der baumlosen arktischen Tundra,
bis in die Nadelwaldzone hinein reichend, auch in den Alpen, brauchen
nur eine sehr kurze Vegetationszeit mit Tagesmittel unter 10°C)
- boreale
- bor. (wesentlicher Bestandteil der grossen Nadelwaldzone,
Charakterbaum ist die Fichte - Picea abies -; viele dieser
Florenelemente reichen weit nach Mitteleuropa hinein und einige
subboreale Arten, z.B. Pinus sylvestris, sogar weit nach
Süden)
- atlantische
- atl. (eine Gruppe von Florenelementen, welche stark an
das ozeanische Klima gebunden sind, teilweise in Mitteleuropa,
aber kaum in Ost-Europa vertreten sind)
- mitteleuropäische
- eumi, submi (im wesentlichen Arten, aus denen sich die
Laubwaldzone zusammensetzt. Es handelt sich um mitteleuropäische
Arten - eumi - im engeren Sinne, deren Verbreitung
nicht nach Osteuropa hineinreicht. Mitteleuropäische Arten
- submi - im weiteren Sinne erreichen dagegen noch
ganz Mittelrussland, jedoch teilweise bis zum Ural)
- mediterrane
- med (hier handelt es sich um Geoelemente, welche die
mediterrane Hartlaubzone bilden; sie sind typisch für Gebiete
mit Winterregen und einer ausgeprägten sommerlichen Dürrezeit)
- pontische
- po ("..Arten der baumlosen osteuropäischen Steppen.
in denen zwar die Sommer heiss, die Winter jedoch im Gegensatz
zu dem mediterranen Gebiet viel kälter als in Mitteleuropa"
(Walter 1986:38) sind.
- südsibirische
(diese Arten haben ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Übergangszonen
zwischen den westsibirischen Steppen und der Taiga)
- Turanisch-zentralasiatische
(Arten der südosteuropäischen Halbwüste, in Mitteleuropa
selten auf Salzböden und manchmal auch an Meeresküsten)
Von einigen
Autoren (z.B. Zohary 1973) werden
die borealen, atlantischen, mitteleuropäischen und südsibirischen
Florenelemente zu den Euro-Sibirischen zusammengefasst, die
von Walter 'turanisch-zentralasiatischen' Elemente werden Irano-Turanische'
genannt und zwischen die mitteleuropäischen und mediterranen
Florenelemente eine Euxinisch-Pontische und Submediterrane
Zone gestellt.
In Übergangsgebieten
(auch in Oro-Biomen) kann die Verteilung von verschiedenen Florenelementen
helfen, ein Gebiet zu beschreiben bzw. abzugrenzen.
Hier
ein Beispiel aus der mediterranen Küstenregion der SO-Türkei
( Amanos Mtn.), des Projektes LöKAT.
Die
Deckungswerte
der Geoelemente auf dem Höhengradienten
54K
- liefern u.a. auch Aussagen zur Vegetationsdynamik
als Folge der Bewirtschaftung.
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Konvergenz
und "Anpassung": |
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"Even
if nature does not produce the same species in similar climates,
nevertheless the vegetation exhibits the most striking visual
similarities in habit even in the most distant regions. This phenomenon
is one of the most remarkable in the history of organic creations
..." (Alexander von Humboldt, 1850 - with Bonpland &
Kunth )
Die Lit.-Angabe konnte bisher nicht ausreichend verifiziert werden!
Vgl. Sie auch: Humboldt, Alexander von 1769 - 1859,
Rare
Books from the Missouri Botanical Garden Library. [last
date of access: 11.12.05]
Die klima-
und arealspezifische Flora einer Region ist von wesentlicher Bedeutung
für die Ausformung der Vegetationstypen.
Trockengebiete können in Amerika mit sukkulenten Cactaceen
bewachsen sein, die in der Paläotropis fehlen. Hier haben sich
andere sukkulente Formen entwickelt, z.B. Euphorbiaceen
in Afrika. Sukkulenten gibt es jedoch in Australien überhaupt
nicht, obwohl dort die Klimabedingungen vergleichbar sind. Mit anderen
Worten: In vergleichbaren Klimaten überleben in der Regel physiognomisch
ähnliche, phylogenetisch jedoch völlig unterschiedliche
Arten.
Die unabhängige
Entwicklung gleicher physiognomischer Merkmale (z.B.
Sukkulenz) in Abhängigkeit von ähnlichen Umweltbedingungen
(z.B. Trockenheit) in systematisch weit entfernt stehenden Arten
bezeichnet man als Konvergenz (nicht zu verwechseln mit
dem gleichen Begriff in der Meteorologie).
Es ist also
nicht so, dass ein bestimmtes Klima auch die gleiche Vegetation
mit identischem Artenbestand hervorbringt, obwohl diese physiognomisch
grosse Ähnlichkeiten aufweist. Vielmehr wirkt das jeweilige
Klima auf den vorhandenen Florenbestand. Aus diesem heraus
findet Evolution (und Selektion) nur nach den jeweils vorhandenen
genetischen Dispositionen hin zu einem bestimmten Phänotyp
statt.
Der Genbestand
einer Art spiegelt auch seine Evolutionsgeschichte, die immer
einmalig ist. Identische Entwicklungen kann es somit nicht geben,
doch kann es durchaus sein, dass bestimmte - zufällige - konvergente
Entwicklungen (z.B. auch Sukkulenz oder Hartlaubigkeit) unter
sich verändernden klimatischen Bedingungen das Fortbestehen
des Genpools (bzw. der Population) ermöglichen.
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Methoden
der Vegetationsbeschreibung im weiteren Sinne
(kurzer Abriss) |
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Zu den Disziplinen,
welche sich mit der Landschafts- und Vegetationsgeschichte beschäftigen,
gehören u.a. (sehr unvollständig!):
- Quartärbotanik
- Paläoökologie
- Arealkunde
- Paläobotanik
- Geobotanik
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Arealkunde: |
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Mit dem Wohn- bzw. Verbreitungsgebiet (Areal) einer Art (Sippe,
Taxon) beschäftigt sich die Arealkunde (Chorologie, von gr.
choros = Ort - Begriff geht auf Ernst Haeckel zurück). Sie
ist Forschungsgegenstand der Geobotanik oder Biogeografie.
Voraussetzung
für die Geobotanik sind Systematik und Taxonomie zur eindeutigen
Einordnung, Beschreibung und Benennung der Arten.
Wesentliche
Merkmale der Verbreitung von Arten
sind die
- Grösse
ihrer Areale, die
- Kontinuität,
entweder:
Abb. A3-02 rechts
oben:
A
- geschlossenes Areal z.B. der
Gattung Acer - oder
Abb.
A3-03 rechts
unten:
B
- disjunktes,
d.h. in Teilgebiete zerfallenes Areal
z.B. der
Gattung Aesculus sowie die
- Besiedlungsdichte.
Untersucht man
die einzelnen Arten einer Gattung, so lässt sich in der Regel
ein Verbreitungsschwerpunkt - quasi das Ursprungsgebiet bzw.
die "Urheimat" - einer Gattung ermitteln, von der sie sich
im Laufe geologischer Zeiträume über einen bestimmten Raum
ausgebreitet hat. Dabei weisen Arten unterschiedlicher Gattungen häufig
breite Überlappungszonen auf. Unterschieden werden:
- Kosmopoliten
(kommen auf allen Erdteilen vor)
- Endemische
Arten (kommen nur in einem begrenzten Gebiet vor)
- Relikt-
oder Paläoendemismus (Restvorkommen von Arten,
die in der Erdgeschichte einmal sehr weit verbreitet waren und
durch globale Klimaveränderungen nur noch wenige Standorte
besiedeln)
- Neoendemismus
(relativ junge Arten, die sich z.B. auf Inseln oder isolierten
Gebirgen entwickelt haben und sich in Ausbreitung befinden).
- Anthropochore
Arten (Ausbreitung ausschliesslich durch menschliches
Zutun, hier werden u.a. Archäophyten
und Neophyten - letztere nach 1492 eingewandert - unterschieden)
Die
Differenzierungskriterien zur Ausbildung von Verbreitungsgebieten
sind:
- Geografische
Grenzen als Barrieren (Gebirge, Meere, Wüsten) und die
- Änderung
der Klimabedingungen (Minimum- und Maximum-Temperaturen, hohe
oder niedrige Niederschläge, Mitteltemperaturen des kältesten
und wärmsten Monats etc.)
- Bodenwasserverfügbarkeit
in Raum und Zeit,
- Einstrahlungsintensität
der Sonne,
- relative
Luftfeuchtigkeiten etc.
Die hier genannten
Kriterien (und viele mehr) stellen dabei natürliche Hindernisse
für die Ausbreitung von Arten dar.
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Geobotanik: |
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Zu den Methoden
der historischen (neben der floristischen und ökophysiologischen)
Geobotanik gehören u.a.:
- Palynologie
- Algenanalyse
- Tierrestanalyse
- Sauerstoffisotopen-Analyse
- Radiometrische
Methoden (Radiokarbon-Datierung, Uran-Thorium-Methode
u.a.)
- Dendrochronologie
- Jahresschichten-Datierung
(Sediment-Analyse)
- Tephrochronologische
Datierung (Ablagerungsanalyse von Vulkanaschen)
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Lebensformentypen
und Vegetationsformationen: |
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Fast alle
Vegetationsformationen (floristisch
unterschiedliche, jedoch physiognomisch ähnliche Vegetationseinheiten,
welche in der Regel eher einheitliche Lebensformen aufweisen) innerhalb
der Vegetationszonen unterliegen heute - eigentlich kontinuierlich
zunehmend seit dem Neolithikum - weitgehend anthropo-zoogenen Einflüssen.
D.h. die heutige
Vegetation spiegelt in weiten Teilen nicht mehr die klimazonale
Vegetation. Landwirtschaft, Beweidung, Holzentnahme, Brandrodung
etc. sowie Besiedlung und infrastrukturelle Erschliessung lassen
häufig nicht mehr erahnen, welche Vegetation "ohne menschlichen
Einfluss" (was für relevante Zeiträume ohnehin nicht
denkbar ist) standorttypisch wäre.
Die Vegetation
selbst kann nach unterschiedlichen Kriterien definiert werden. Die
Vegetationsgliederung geschieht zunächst einmal physiognomisch.
Wir unterscheiden allgemein Wald (immergrün oder laubabwerfend,
oder ob Nadelbäume dominieren), Grasland (Savannen oder
Steppen), Halbwüsten (mit lückiger Vegetation)
und Wüsten (Kältewüsten, Trockenwüsten,
Hitzewüsten). Die verschiedenen Vegetationsformationen weisen
- in aller Regel - dominierende (manchmal sogar einheitliche) Lebensformen
(bzw. Überwinterungstypen) auf.
Unabhängig
von sogenannten Überwinterungstypen, können Lebensformen
ausserhalb frostgefährdeter Regionen auch wie folgt unterschieden
werden (vgl. auch Abb. unten!):
- Immergrüne
Laubhölzer,
- Regengrüne
Laubhölzer,
- Sommergrüne
Laubhölzer,
- Immergrüne
Nadelhölzer,
- Epiphyten
(Gefässpflanzen),
- Sukkulenten,
- Grasartige,
- Zwergsträucher.
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Lebensformen
nach Raunkiaer (vgl. unten!) aus
Schmidt 1969
[Abb. unten S. 88] und Walter
1986 [Definitionen, S. 108-109]: |
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- Phanerophyten
- d.h.
Bäume und Sträucher, deren Erneuerungsknospen mehr
oder weniger hoch über dem Boden an den in die Luft heruasragenden
Trieben sitzen und einer evtl. Frosteinwirkung ungeschützt
ausgesetzt sind.
- Chamaephyten,
- deren
Knospen an den Trieben sich nicht über 25 (50) cm über
den Boden erheben und bei regelmässiger Schneedecke im
Winter geschützt sind.
- Hemikryptophyten,
- Stauden,
bei denen die Erneuerungsknospen unmittelbar an der Bodenoberfläche
sitzen, so dass sie bereits durch Streu im Winter Schutz erhalten.
Die oberirdischen Sprosse sterben ganz ab (Pflanzen ohne Rosetten)
oder bleiben zum Teil erhalten, soweit sie unmittelbar auf
dem Boden liegen (Pflanzen mit Halbrosetten oder Rosettenpflanzen
oder mit plagiotropen [senkrecht zur Sprossachse, d.h. horizontale
Seitensprosse wie z.B. Ausläufer am Boden] Wintersprossen).
- Kryptophyten,
- es
sind Pflanzen, die während der ungünstigen Jahreszeit
einziehen, d.h. die Erneuerungsknospen liegen in einer bestimmten
Tiefe im Boden (Geophyten) oder aber im Wasser, wie bei
den Sumpfpflanzen (Hydrophyten). Die Kryptophyten sind
auch besonders geeignet, längere Trockenperioden zu überdauern.
Man findet sie deshalb vielfach in ariden Gebieten.
- Geophyten,
- dazu
gehören die Knollen-, Zwiebel- und Rhizompflanzen. Die
unterirdischen Organe dienen zugleich der Speicherung von
Reservestoffen.
- Therophyten
- oder
annuelle Arten, die während der ungünstigen Jahreszeit
(z.B. Kälte oder Trockenheit) ganz absterben und diese
als Samen (im Boden - siehe unten!) überdauern. Der Nachteil
ist, dass sie ihre Entwicklung jedes Jahr mit den sehr geringen
Reservemengen im Samen beginnen müssen. Sie brauchen also
eine gewisse Zeit, bis das vegetative Sprosssystem aufgebaut
ist und sie zur Blüte und Frucht gelangen. In kalten Gebieten
geht die Entwicklung zu langsam vor sich. Man findet sie deshalb
hauptsächlich in Trockengebieten mit einer kurzen, aber
warmen günstigen Jahreszeit.
Neben den Samen von Therophyten lagern natürlich auch jene
anderer Lebensformen in den Böden der Trockengebiete. Alle
zusammen werden als "Samenbank" eines Bodens bezeichnet.
Pro m² konnten z.B. fast
36.000 Samen bis zu einer Tiefe von 10cm nachgewiesen werden.
Weit über 90% der Samen lagern jedoch in den obersten 3-5cm.
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Weitere
Infos zu Samenbanken ostmediterraner
Trockengebiete unter Schneider
& Kehl (1987)
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Hinweise
zu Raunkiaerschen
Lebensformen finden Sie auf den "Payer-Seiten"
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Abb.
A3-04:
Lebensformen nach Raunkiaer (aus
Schmidt 1969: 88, verändert) |
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Tab.
A3-01:
Biologische Spektren für verschiedene Klimagebiete
(aus
Schmidt 1969: 90, verändert) |
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Lebensformen
in % |
Geographischer
Bereich
(verschiedene Ökozonen) |
Phanero-
phyten |
Chamae-
phyten |
Hemi-
Krypto-
phyten
|
Krypto-
phyten |
Thero-
phyten |
Tropische
Zone
(Seychellen) |
61 |
6 |
12 |
5 |
16 |
Tropisch-
Subtropische
Wüsten (Libysche Wüste) |
12 |
21 |
20 |
5 |
42 |
Subtropische
Winterregen-
Zone (Italien) |
12 |
6 |
29 |
11 |
42 |
Temperate
(Gemässigte) Zone
Dänemark |
7 |
3 |
50 |
22 |
18 |
Arktische
Zone
(Spitzbergen) |
1 |
22 |
60 |
15 |
2 |
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Es
ist gut zu erkennen, dass in den gleichmässig warmen und feuchten
Tropenklimaten die Phanerophyten bei weitem überwiegen, dagegen
Hemi-Kryptophyten und Kryptophyten die Temperate und Arktische Zone
dominieren. |
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Tab.
A3-02:
Veränderung der Lebensformenspektren für verschiedene Höhenstufen
in % der Artenzahlen auf einem Höhengradienten in der SO-Türkei
(Küstengebirge
am südöstlichen Mittelmeer,
oberhalb Dörtyol, Amanos, aus
Kehl 1998: 290, Tab. 23-5/2, Reihenfolge verändert) |
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Höhenstufen
in Meter ü.NN |
Lebensformen
in % |
250
-
500 m
|
500
-
750 |
750
-
1.000
|
1.000
-
1.250 |
1.250
-
1.500 |
1.500
-
1.750 |
1.750
-
2.000
|
>
2.000 |
Phanerophyten |
18,3 |
21,8 |
17,2 |
17,6 |
16,8 |
19,4 |
11,9 |
11,3 |
Makro-Chamaephyten |
18,9 |
16,0 |
11,8 |
11,6 |
14,8 |
10,2 |
15,5 |
26,6 |
Hemi-Kryptophyten |
30,8 |
34,6 |
32,6 |
36,9 |
44,5 |
44,9 |
47,6 |
35,7 |
Geophyten |
13,2 |
12,2 |
12,9 |
13,7 |
14,2 |
11,2 |
14,3 |
12,2 |
Therophyten |
18,9 |
15,4 |
25,4 |
20,2 |
9,7 |
14,3 |
10,7 |
14,3 |
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Auf
dem Höhengradienten zeigt sich eine Zunahme der Hemi-Kryptophyten
(wie sie auch auf dem ökozonalen S-N-Gradienten zu beobachten
ist, vgl. Tab. oben!). Die grossen Bäume haben besonders in der
kollinen - mittelmontanen (submediterranen) Mischwaldzone besonders
hohe Anteile. Mit der Höhe gehen ihre Anteile stark zurück.
Chamaephyten sind insgesamt in der kollinen bis tiefmontanen Stufe
in den degradierten Wäldern und besonders in der subalpinen Stufe
gut vertreten. Hohe Anteile an Therophyten charakterisieren die besonders
stark weidewirtschaftlich genutzten mittelmontanen Bereiche mit mosaikartigen
Vegetationsformationen. |
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Abb.
A3-5:
Profildiagramm des Lebensformenspektrums zwischen Mittelmeerküste
und Qattara-Depression (aus Kehl 1987) |
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Therophyten
(meistens mediterraner Provenienz) dominieren den weiteren Küstenbereich.
Phanerophyten kommen bereits an der Küste nur selten vor und
verschwinden auf dem Plateau in Abhängigkeit von den nur noch
sehr geringen Niederschlägen. |
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Verteilung
von Vegetationsformationen: in Abhängigkeit von mittl. Jahrestemp.
u. Jahresniederschl.: |
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Mit
jeweils charakteristischem Anteil von Lebensformen in Abhängigkeit
von mittl. Jahrestemperatur (°C) und mittl. Jahresniederschlägen
(mm)
(nach Sitte et al. 1998, aus Schultz 2002: 57) |
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Abb.
A3-06:
Eine sehr ähnliche Abb. finden Sie auch im Themenbereich
Globalklima und Vegetationszonen,
dort farbig von R.H. Whittaker (1970). Wenn auch dem Aufteilungsprinzip
generell zuzustimmen ist, so spielen doch häufig noch weitere
Parameter eine steuernde Rolle.
Bzgl. der Berliner
Verhältnisse lägen wir nach dieser Auswertung
im Gebiet der temperaten Steppen, was nachprüfbar nicht zutrifft
(vgl. Sie die Eintragung
Potsdams mit ähnlichen Werten in das ähnliche Schema von
Whittaker!) und wohl auch als Folge des prognostizierten Klimawandels
nicht zutreffen wird (auch wenn dies verschiedentlich mit Vehemenz
behauptet wird). Neben Herrn PD Dr. Faensen-Thiebes,
merkte dies vor einiger Zeit bereits Herr Prof. Dr. Baldur
Gabriel (HU-Berlin) im Rahmen seines Habilvortrages
an.
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"Pflanzensoziologie"
und "Klimax - Gesellschaft" (sehr
kurzer Abriss): |
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Die "Pflanzensoziologie"
wurde wesentlich von Braun-Blanquet
(1928) entwickelt und fand / findet - nach wie vor - eine
sehr starke Verbreitung. Es ist die Lehre von den 'Pflanzengesellschaften'
und ein Teilgebiet der Geobotanik. Hauptaufgabe ist die Gesellschaftssystematik,
die auf floristischen Kriterien aufbaut und die Pflanzengemeinschaften
hierarchisch klassifiziert (und systematisiert) ...
In der "Pflanzensoziologie" (z.B. Phytosoziologie,
Phytozönologie, Soziologische Pflanzengeographie) werden auf
einer definierten Fläche (dem sogen. Minimumareal) Arten quantitativ
und qualitativ per Vegetationsaufnahme erfasst. Durch den systematischen
Vergleich von verschiedenen Vegetationsaufnahmen lassen sich wiederkehrende
Gruppen clusterartig ermitteln.
Die "Pflanzensoziologie"
begreift die Assoziationen als (standorttypische) natürliche
Gemeinschaften im Gebiet einheitlicher ökologischer Standortbedingungen,
so dass Assoziationen nicht nur die floristische Zusammensetzung
repräsentieren, sondern auch das Vorkommen, die Standortbedingungen
und die Entwicklung ..... Die Gesellschaftverbreitung oder Synchorologie
(systematisch erfasst in der Syntaxonomie) beschreibt die Verbreitung
der Assoziationen ... (Aus: Leser,
H. 1994 - [Hrsg.] Westermann Lexikon - Ökologie & Umwelt.-
westermann, Braunschweig)
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Zu
den sicher bekanntesten Kritikern der "Pflanzensoziologie"
- vor allem der "Ökologischen Pflanzensoziologie"
- gehören Heinrich Walter und Sigmar Breckle. Dieser (teilweise
polemischen) Kritik wird hier ein besonderer Raum gegeben, da sie
in weiten Teilen auch der Ansicht des Verfassers entspricht, dies
als Resultat umfangreicher eigener vegetationsökologischer
und -kundlicher, z.B. im Projekt
LöKAT, aber auch "pflanzensoziologischer", z.B.
in Bornkamm
& Kehl 1990, Untersuchungen. Ohne jedoch damit dem zuweilen
geäusserten Kulturpessimismus das Wort reden zu wollen (wie
z.B. in Walter & Breckle 1983, Band 3, S. 29).
Zitat:
"Die Pflanzengemeinschaften sind ökologische
Einheiten, sie sind sehr dynamisch und nicht konstant.
Artenlisten von kleinen, subjektiv ausgewählten Flächen
genügen nicht. Gegen
die Betätigung der Pflanzensoziologen im Rahmen der Heimatkunde
ist nichts einzuwenden. Sie regen die Naturliebhaber an, sich im
Gelände genauer mit den verschiedenen Pflanzenarten zu beschäftigen
und sie selbst im nichtblühenden Zustand zu erkennen.
Nur lässt sich daraus nicht der dauernd wiederholte Anspruch
ableiten, dass ihre Methode berufen ist, die wissenschaftliche Grundlage
einer weltweiten Vegetationskunde zu bilden und darüber hinaus
der Forst- und Landwirtschaft äusserst nützliche Erkenntnisse
zu vermitteln ..." (aus Walter &
Breckle, Bnd 3, S. 27 ff)
[Bildquelle:
Walter & Breckle 1991, Ökologie der Erde - Gemässigte
und Arktische Zonen ausserhalb Euro-Nordasiens, Band 4, S.VI, -UTB
für Wissenschaft: Grosse Reihe, Gustav Fischer Ver., Stuttgart,
ISBN 3-437-20371-1]
[date of access: 09.05.04]
Und an anderer
Stelle 'Kritisches zur Pflanzensoziologie ...': "Als didaktisches
Mittel sind die Bestandsaufnahmen auf 100 m² grossen Probeflächen
für den Unterricht sehr geeignet. Sie zwingen den Anfänger,
die Pflanzenarten in allen Entwicklungsstadien zu erkennen ... Wenn
man solche Aufnahmen kontinuierlich anordnet (und nicht willkürlich
auswählt) auf einer Fläche mit einem sich langsam ändernden
ökologischen Faktor, so zeigt ein solches "Vegetationsprofil",
dass einzelne Arten nacheinander verschwinden und neue hinzukommen,
d.h. dass die Pflanzendecke ein Kontinuum ist. Zwischen
den einzelnen Arten bestehen keine soziologischen Bindungen. Es
gibt keine natürlichen, scharf abgegrenzten Pflanzengesellschaften,
die man in einem hierarchischen, nach floristischen Gesichtspunkten
aufgestellten System zusammenfassen kann. Das widerspräche
allen ökologischen Erfahrungen." (aus
Walter & Breckle 1983, Band 1, S. 126/127 - Hervorhebung durch
den Verfasser)
Die
kritische Einstellung zur "Pflanzensoziologie" findet
ihre Entsprechung konsequenterweise in einer Ablehnung der Idee
von sogenannten Klimax-
Gesellschaften. So schreibt Walter
(1986: 204) zutreffend: "Auch die zonale Vegetation
ist voller Dynamik und im steten Wandel begriffen."
Es gibt in
der lebenden Natur keinen Stillstand und keinen endgültigen,
unverändert bleibenden Klimax - Dauerzustand. Alles ist in
Bewegung. Nur der Mensch strebt nach 'Sicherheit', nach einem steten,
also statischen Zustand. Die Ernteerträge in der Landwirtschaft
sollen jedes Jahr möglichst gleich sein [wenn dem nicht
so ist, werden Kompensationszahlungen von der EU gefordert, Anm.
des Verf.], auch die Forstwirtschaft legt Wert auf gleichmässige
Nachhaltigkeit der Holzerträge. Es soll überall Ordnung
herrschen, wie in einem Museum. Das ist jedoch eine naturwidrige
Einstellung, eine Vergewaltigung der lebenden Natur."
Bestätigt
wird diese - auch in der VL
TWK vertretende - Sichtweise z.B. in der Publikation 20.000
Jahre Klimawandel und Kulturgeschichte - Von der Eiszeit in die
Gegenwart von Prof. Wolf Dieter Blümel,
Institut für Geographie der Universität Stuttgart,
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1,79
MB, 18 Seiten - mit dem Hinweis auf starke Vegetationsveränderungen
als Folge holozäner Klimadynamik.
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Tab.
A3-03:
Konventionen
für Gliederung und Benennung von 'Pflanzengesellschaften' (Syntaxonomie
/ Synsystematik)
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Pflanzengesellschaft |
Endung |
Beispiel |
namengebende
Endung des Beispiels |
Klasse |
-etea |
Querco
- Fagetea |
Quercus
= Eiche
Fagus = Buche |
Ordnung |
-etalia |
Prunetalia
(Schlehengebüsch) |
Prunus
= z.B. Schlehdorn (Gattungsname aus der Familie
der Rosaceen) |
Verband |
-ion |
Salicion
arenariae
Dünenweiden-Gebüsch |
Salix
= Weide |
Assoziation
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-etum |
Thalictro-Salicetum
arenariae |
Thalictrum
= Wiesenraute |
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Tab.
A3-04:
Systematische
Gliederung der europäischen Sommerwälder, Klasse Querco-Fagetea,
nach
Oberndorfer
(1994, S. 48): |
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Klasse |
Ordnung |
Verband
(ein Beispiel) |
Assoziation
(ein Beispiel) |
Querco-Fagetea
Br.-Bl. et Vlieg. in Vlieg. 37, europäische Sommerwälder
u. Sommergebüsch (ausserhalb der Nassstandorte) |
Prunetalia
Tx. 52,
Schlehengebüsch |
Berberidion
Br.-Bl. 50,
Gebüsche basenreicher Standorte |
Cotoneastro-Amelanchieretum
(Fab. 36) Tx. 52 |
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Vgl,
Sie dazu das bereits 1928 in erster und 1964 in dritter Auflage erschienene
grundlegende Werk "Pflanzensoziologie"
von Braun-Blanquet. Eine gute "Einführung in die
Pflanzensoziologie" finden Sie bei Knapp,
R. (1971). |
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