Sonnenseite Ergänzungen zur Vorlesung TWK an der TU-Berlin
Inst. f. Ökologie
(1998-2016)

Vegetationsökologie Tropischer & Subtropischer Klimate
  von PD Dr. habil. H. Kehl  
     
   
back Die Debatte um den Klimawandel:
sEp Oft nur eine "Rede über das Wetter"?
* vgl. Köppen & Wegener (1924)
S. A2-13
  
Teil 1: I  Zur Klimadebatte und neuen globalen "Verantwortung"
   
01 - Vorbemerkungen



Peak-Oil-Theory -
Ein elementarer Hintergrund.

02 - Eine Bewegung wird geboren / eigene Seite
03 - Hintergründe und Methoden der Auseinandersetzung
04 - Besonnene und kritische Stimmen in der Debatte
05 - Offensive und tw. extrem populistische Stimmen
06 - Andere Wissenschaftler und Journalisten
07 - Weitere kritische Stimmen
08 - Argumentationsstrategien und -methoden
09 - Zur Rehabilitierung der Kernkraft / Kernenergie
10 - Was alte Leute so erzählen ...
11 - Relevanz von sogenannten "Globaltemperaturen"
     
    II  Das Niveau der Klimadebatte
    III  Eine Welt voller Widersprüche
     
00 - Interview mit Phil Jones, CRU - University of East Anglia

Temperaturverlauf der letzten 2.000 Jahre (0-2000 AD) ohne Berücksichtigung dendrologischer Daten, nach Loehle (2007).

01 - Die katastrophale Temperaturentwicklung
02 - Rekonstruktion der Temp.entwicklung seit der Kleinen Eiszeit
03 - Rekonstruktion der Temp.entwicklung seit dem Mittelalter
04 - Zur Bedeutung der Sonne
05 - Dynamik von Poleis und Gletschern
06 - Anstieg des Meeresspiegels
07 - Gerede von der neuen - möglichen - Eiszeit in den 70ern etc.
08 - Die Golfstrom-Dynamik
09 - Verlässlichkeit der Klimamodelle
09a - Korrelation und Kausalität - ein Hinweis von M. Latif
10 - Zu- oder Abnahme von Wüsten
11 - Zunahme von extremen Wetterereignissen?
12 - Datenmanipulation und Betrug in der Wissenschaft
       
    IV  Temperaturzunahme seit der "Kleinen Eiszeit"
    V  Diskussion um u. Anspruch auf den Konsens
    VI  Stand der Dinge - nur wenige Aspekte
    VII  Katastrophen haben immer Konjunktur
    VIII  Unterschätzte Risiken - das eigentliche Problem?
     
01 - Landschaftsnutzung, Besiedlungsdichte und Infrastruktur
02 - Résumé zu natürlichen, inkl. anthropogen bedingten Umweltrisiken
03 - "Erneuerbare / Regenerierbare" Energien: Bio-, Agrosprit etc.
04 - Hinweis in eigener Sache
05 - Anmerkungen
       
Teil 2:  Erkenntnisse zu und Interpretationen der aktuellen Klimaentwicklung - Der unverantwortliche Alarmismus.
Teil 3:  Bedeutung der Sonnenfleckenaktivität - gering oder hoch?
   
01 - Die Sonne sun spots NASA
02 - Sonnenflecken allgemein
03 - Sonnenfleckenzyklen speziell
04 - Stand der Forschung
05 - Weitere Angaben
06 - Hyperlinks zum Thema
07 - Grafiken zu den Sonnenfleckenzyklen
08 - Literatur zur Bedeutung der Sonnenaktivität
   
   
    Die etwaige Grösse der Erde - als "Pale Blue Dot" - im Vergleich zur Sonne.
   
 
     
     
  Zur Einführung siehe auch den kurzen Überblick zur Klimageschichte im Rahmen der LV TWK.
 
  ZWEI ANMERKUNGEN VORAB:
   
  Der allgemeine Eindruck alter Leute ... (aus: W.Köppen & A.Wegener, 1924, S.252-253, vollständige Lit.-Angabe weiter unten)
   
 

"Der allgemeine Eindruck alter Leute, daß in ihrer Jugend noch richtige Winter und richtige Sommer waren, hat mit diesem Maritimerwerden des Klimas seit 10.000 Jahren nichts zu tun, auch dort, wo er richtig ist. Denn die kurze Spanne eines Menschenlebens bedeutet gegenüber jenen langsamen Veränderungen nichts.

Für periodische Änderungen der Temperatur von hundertjähriger - 80- bis 200jähriger - Dauer liegen Andeutungen vor, die aber ganz unsicher sind. Die kurzen Perioden von durchschnittlich 34,8 und 11,1 Jahren Dauer gehören nicht in den Rahmen dieses Buches. Der Tatbestand läßt sich dahin zusammenfassen, daß immer ein Teil der Erdoberfläche wärmer, ein anderer kälter ist, als im vieljährigen Durchschnitt, daß aber - großenteils unperiodisch, zu einem kleinen Teile aber auch periodisch - die Gebiete positiver und negativer Temperaturabweichung sich verschieben und abwechselnd einschrumpfen, ohne, soviel wir beurteilen können, jemals zu verschwinden. Die Wahrscheinlichkeit in ein solches Gebiet hineinzukommen, schwankt also für den einzelnen Ort, ohne sich jemals bis zur Gewißheit zu steigern. Die bestimmte Gegend kann also auch in den Jahren, wo die Periode Wärme verlangt, kalt bleiben, wenn für die Erde als Ganzes die Periode vielleicht zugetroffen ist.

Weit mehr, als über Änderung der Temperatur, ist über Änderung der Regenverhältnisse in historischer Zeit geschrieben worden, und zwar fast durchweg im Sinne einer zunehmenden Trockenheit. Diese Auffassung hat sich schon früh am Studium der klassischen Literatur gebildet. Die Alten sahen das Klima der Mittelmeerländer als das normale an und Deutschland erschien ihnen trübe und feucht. Umgekehrt finden die Deutschen jetzt Trockenheit und Heiterkeit im Sommer am Mittelmeer, von der die Alten als von etwas Selbstverständlichem nicht sprechen. Aber auch die Trümmer der blühenden Städte Mesopotamiens liegen jetzt in kahler Steppe. Alles dies mußte den Eindruck erwecken, daß das Klima sich geändert habe. Aber die genauere Untersuchung hat gelehrt, daß die Alten auch das Fluß nannten, was wir einen Bach nennen würden, wenn er nur im Winter viel Wasser führt, und daß Ruinen antiker Gebäude am Rande von abflußlosen Salzsümpfen in Algerien zu finden sind; deren Wasserstand kann also im Altertum nicht viel höher gewesen sein. Die Kultur Mesopotamiens hat offenbar ganz auf künstliche Bewässerung beruht, und ihr Verfall war die Folge von Kriegen und Verwüstungen. Sie ist auch nach Jahrtausenden auf einige Zeit unter den Arabern wieder aufgeblüht. Der Verfall der Bodenkultur und damit auch des Staates im alten Rom und in Spanien nach der Conquista war eine Folge des falschen Bodenrechts, das die Latifundienbildung gestattete, und nicht einer Änderung des Klimas.

Ganz sicher haben in geschichtlicher Zeit bedeutende Schwankungen im Regenreichtum stattgefunden. So stand das Wasser des Kaspischen Meeres 1815 um 2 m höher und 1843 bis 1846 sowie 1851 bis 1860 fast 1 m tiefer als 1877, und aus älterer Zeit sind noch bedeutend größere Schwankungen bezeugt (…). Allein für eine fortschreitende Änderung finden sich nirgens sichere Anzeichen: In den Jahren 915 bis 921 stand das Kaspische Meer 8 m über dem Jetztstande, aber dazwischen im 12. Jahrhundert 5 m unter diesem.


Die beobachteten und behaupteten Änderungen in der Feuchtigkeit von Europa und Innerasien hat L.Berk in einer Schrift (…) behandelt, die als Heft 2 des 10. Bandes von Pencks Geogr. Abhandl. erschienen ist. Da wir fast in allem, auch in der Polemik gegen Huntington, ihm zustimmen, und die Schrift leicht zugänglich ist, möge es genügen, auf sie zu verweisen und nur ihre Schlußsätze anzufügen.

"1. Vergleicht man die gegenwärtige Epoche mit der Eiszeit, so wird man fast auf dem ganzen Festlande eine Verringerung der Binnengewässer und der atmosphärischen Niederschläge (..) konstatieren können.

2. Eine ununterbrochene Austrocknung hat seit dem Ende der Eiszeit nicht stattgefunden; der gegenwärtigen Epoche ging eine solche mit noch trockenerem und wärmeren Klima voraus.

3. Während der historischen Zeit ist nirgends eine Klimaänderung zugunsten einer fortschreitenden Erhöhung der mittleren Jahrestemperatur der Luft oder einer Verminderung der atmospärischen Niederschläge zu bemerken. Das Klima bleibt entweder beständig (abgesehen von Schwankungen, deren Periode höchstens einige Jahrzehnte beträgt), oder es läßt sich sogar eine gewisse Tendenz zu einem Feuchterwerden konstatieren.

4. Es kann daher weder von einem ununterbrochenen Austrocknen der Erde seit Beendigung der Eiszeit noch von einem ununterbrochenen Austrocknen im Laufe der geschichtlichen Zeit die Rede sein."


Vgl.
Köppen, W. & A. Wegener (1924) Die Klimate der geologischen Vorzeit.- Gebrüder Bornträger in Berlin (S.252-253, Abschnitt "Die Klimate des Quartärs")

Siehe auch
das Interview der WELT / Wissen (Veröffentlicht am 16.12.2007) mit Josef Reichholf unter dem Titel:
Warum der Mensch vom Wetter besessen ist.
[last date of access: 24.11.2022]

   
   
  Relevanz von sogenannten "Globaltemperaturen" aus ökologischer Perspektive:
   
 

Die Berechnung von mittleren Globaltemperaturen bzw. Temperaturabweichungen, oder -anomalien von einem willkürlich bestimmten Mittelwert für eine bestimmte Zeitspanne (als Normalität, die es nicht gibt, da das Klima immer dynamisch und nie statisch war und ist) ist extrem wirklichkeitsfremd und nicht nur ökologisch unsinnig. Der gefundene Index ist ein Kunstprodukt und eine oberflächliche "Wahrheit". Die Genauigkeit von 0.6 ± 0.2 K "globaler Temperaturerhöhung" (als Abweichung vom Mittelwert) seit etwa 1850 soll wissenschaftliche Seriosität suggerieren, die in diesem Kontext überhaupt nicht möglich ist. Auch wenn gebetsmühlenhaft von sogenannten Experten das Gegenteil behauptet wird.

Vgl.
Essex, C., R. McKitrick and B. Andresen (2007)
Does a global temperature exist?- J. Non-Equilibrium Thermodynamics, 32, 1-28.

Folgte man den (wissenschaftlich unzulässigen) methodischen Ansätzen jener Experten, dann blieben immer noch folgende Umstände zu berücksichtigen: Die Dichte der Messnetze ist regional sehr unterschiedlich (vgl. NASA-GISS Global Maps from GHCN Data / NASA-GISS Surface Temperature Analysis und A. Kapala, 2002, Meteorologisches Institut der Universität Bonn - Info nicht mehr online), die tatsächlichen Beobachtungsjahre - "station record length" - pro Klimastation (weltweit nur wenige tausend) weichen sehr stark voneinander ab (oft unter 30 Jahre). [last date of access: 18.09.2019]

Im wesentlichen wird die nördliche Hemisphäre in der Nähe von Siedlungsstrukturen (mit ihren unterschiedlich wirksamen Wärmeinseln, vgl. Manoli et al. 2019) abgedeckt und in der südlichen Hemisphäre, inkl. Tropenbereich, ist das Messnetz extrem schwach ausgeprägt. Aus weiten Teilen der semiariden und ariden Gebiete liegen überhaupt keine Messdaten vor und aus der Antarktis und Arktis nur noch verschwindend wenige. [last date of access: 18.09.2019]

Nebenbei: Wer einmal das "Vergnügen" hatte, als seriös bezeichnete Datenreihen konkreter Messstationen in mediterranen, nordafrikanischen oder zentralasiatischen Regionen auf Plausibilität zu überprüfen, findet jene "Experten" verwegen, die solche Messwerte verwenden. Abenteuerlich wird es aber, wenn solche Daten dann auch noch "angepasst" werden. In welche Richtung eigentlich?

Diese Frage ist sicherlich berechtigt. "Kurt Brunner, Professor für Kartographie an der Universität der Bundeswehr München, interpretiert die Klimadaten der Vergangenheit "extrem anders" als viele seiner Kollegen. Ausgehend von derselben Datenbasis ließen sich unterschiedliche Szenarien modellieren. "Man kann sich das so rechnen, wie es einem passt, möchte ich fast sagen". Aus: Schwachstellen der "Klima-Bibel", Bayern 3, vom 14.06.2007) [last date of access: 18.11.07, mittlerweile offline]

Alleine die Richtwerte für die verschiedenen Klima- bzw. Vegetationszonen (oder auch Klimata) weichen bereits innerhalb der ÖkoZonen um mehrere Grad voneinander ab, je nachdem wo und wie (!) die Daten gewonnen wurden (z.B. Höhe ü.NN, Nähe zu Siedlungsstrukturen, allgemein der Nutzungsgrad der Landschaft - von a- bis meta-hemerob, Nähe zu Feuchtgebieten oder Küstennähe etc.), oder nicht zuletzt in Abhängigkeit davon, wie genau die Messinstrumente der Klimastationen waren bzw. sind.

Ein Temperatur-Mittelwert zwischen den unterschiedlichenÖkoZonen, von den Tropen bis zu den eisbedeckten Polen, ist ebenso Nonsense, wie das "Globalklima" ansich.

Auch einzelnen Klimaforschern scheintdiese Erkenntnis nicht ganz fremd. Vgl. Sie dazu auch die neueste Publikation von Mann et al. (2009). Nach Drew Shindell, einem der Mitautoren, ist es nicht zielführend, 'immer mit der globalen Durchschnittstemperatur zu argumentieren. Stattdessen müsse es darum gehen, die regionalen Auswirkungen der Klimaänderungen besser zu untersuchen - "wo sie eine Rolle spielen für Menschen, Wasserversorgung und Ökosysteme"'.

Die kurz- bis langfristige Variabilität an einem Ort hat eine wesentlich grössere ökologische Bedeutung als der errechnete Mittelwert als Basis. Minimale Temperaturerhöhungen in einer Zone kompensieren entsprechende Abnahmen in einer anderen Zone. Alleine die Messungen der Durchschnittstemperaturen auf dem Höhengradienten einer Gebirgsabdachung in jeweils der gleichen Höhe über der Bodenoberfläche führen zu Aussagen, die für die jeweiligen Ökosysteme völlig irrelevant sind (Kehl 1998). Es sind Werte ohne ökologisch relevante Bedeutung. Sogenannte globale Mittelwerte und Abweichungen von ihnen sind Konstrukte, die der Orientierung dienen, die jedoch dem Laien den Blick verstellen für eine dynamische Wirklichkeit, ebenso wie starre Grenzen zwischen Klima- bzw. Vegetationszonen, die es bestenfalls für Kartografen gibt.

Generell ist die Veränderung der Variabilität der Standortparameter (Temperatur, Niederschlag etc. mit ihren Minima und Maxima über einen ausreichend langen Zeitraum beobachtet) und nicht der Mittelwert der Temperatur von ökologischer Relevanz für die Beurteilung von Klimaveränderungen, lokal und regional. Und hier sind i.d.R. die weiten Standortamplituden der jeweiligen zonalen Flora und Fauna von ausschlaggebendem Interesse.

   
 
   
 
   
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