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In
einer Untersuchung von Petra Pansegrau, Anita Engels, Peter
Weingart (2000) mit dem Titel "Alle
reden vom Klima - Kommunikationen zum Klimawandel zwischen
Wissenschaft, Politik und Massenmedien"
(Fakultät für Soziologie, Institut für
Wissenschafts- und Technikforschung an der Uni Bielefeld),
heisst
es:
"Ausgangspunkt
der deutschen Klimadebatte war eine Erklärung der Deutschen
Physikalischen Gesellschaft (DPG) zum drohenden Klimawandel, in der vor der Klimakatastrophe
und der drohenden vollständigen
Unbewohnbarkeit der Erde [die Rede war]. Dieser Aufruf forderte unter anderem einen schnellen
Ausbau
der Kernkraft
und eine sofortige weltweite Regulierung der CO2-Emissionen.
In einem zweiten zusätzlich auch
von der Deutschen
Meteorologischen Gesellschaft unterzeichneten Aufruf 1987,
wurde die Katastrophenwarnung zwar abgeschwächt, die im Text enthaltenen Handlungsanweisungen an die
Politik jedoch beibehalten. Durch diesen Kassandraruf
der Wissenschaft wurde der Klimaschutz als politisches Handlungsfeld etabliert.
Bis dahin war es für die Klimaforschung
trotz verschiedener internationaler Konferenzen nicht möglich gewesen, die öffentliche
Aufmerksamkeit für ihr Forschungsgebiet zu erreichen. Dies änderte sich nun geradezu
schlagartig. Das Klimaproblem wurde zu einem ständigem Thema sowohl auf der politischen als auch der
medialen Agenda.
Der von der Wissenschaft zunächst
veröffentlichte und später zurückgenommene Begriff von der "Klimakatastrophe
etablierte sich zu einer festen Metapher zur Beschreibung der Dringlichkeit des Problems. Die wissenschaftlichen
Publikationen adressierten zunehmend und expliziter politische Entscheidungs- und Handlungsinstanzen, zum
Beispiel:
Mein
Wunsch lautet deshalb: Rasche Verabschiedung einer weltweiten
Klimakonvention mit zugehörigen Protokollen zur Minderung
der Emissionen einzelner Spurengase (...). Gleichzeitig
sollten die Industrienationen, die Hauptverursacher, massiv
einsteigen in eine Politik der effizienteren Energienutzung
(...). Aber auch die Verlangsamung der
Bevölkerungszunahme
ist von zentraler Bedeutung für eine erfolgreiche
Emissionsminderung.
( H.
Graßl 1989 in: Phys. Bl. 45)
Um
das Klimaänderungssignal nachweisen und um es eindeutig
den Änderungen
im CO2 [Gehalt]
-
[was
bisher nicht gelungen ist]
- und anderen Treibhausgasen
zuzuschreiben, ist es notwendig, diese Probleme
zu reduzieren.
Dieses erfordert einen massiven Ausbau der Rechnerkapazitäten,
eine Verbesserung der Modelle und globale kontinuierliche
Messkampagnen.
Vgl.:
Cubasch,
U., Santer, B. D., Hegerl, G. C. (1995) Klimamodelle wo
stehen wir? - Phys. Bl. 4/269.
Die hier von Cubasch et al. vertretende Auffassung
entspricht weitgehend der bereits 1989 geäusserten
An- und Absicht von Stephen Schneider.
Hier kann sich leicht der Eindruck einstellen, als gab
es damals bereits eine vorgefasste Meinung (und eben nicht
verfizierte wissenschaftliche Erkenntnisse) bzgl. der
Wirksamkeit von CO2.
Zur
Klärung der Hintergründe für die Dramatisierung
des Klimawandels ist evtl. ein Interview mit dem
Klimaforscher
Prof. Hasselmann im SPIEGEL (41/1992: 268)
bereits acht Jahre vor der Pansegrau et al. - Publikation
aufschlussreich. Hier ein Ausschnitt:
"SPIEGEL: . . .
[die Deutsche Physikalische Gesellschaft, DPG] die im Frühjahr 1986
erstmals vor einer "weltweiten Klimakatastrophe" als Folge des Treibhauseffekts
warnte.
HASSELMANN: Ja. Das war die erste
dramatische Darstellung in den Medien, der SPIEGEL brachte damals ein Titelbild mit dem Kölner Dom
im Wasser. Wir Klimaforscher waren seinerzeit dagegen, weil die DPG mit falschen Zahlen gearbeitet hat.
Wir haben gesagt: So kann man es nicht machen.
SPIEGEL: Seither lebt die Klimaforschung
von der Angst der Leute.
HASSELMANN: Natürlich versucht
jede Wissenschaft darzulegen, dass wichtig ist, was sie macht. Aber die Unterstellung, dass die Wissenschaftler,
nur damit sie mehr Geld kriegen, auf die Wichtigkeit ihres Problems hinweisen, ist einfach nicht richtig.
Man hat jahrelang nicht auf uns gehört. Erst als die Deutsche Physikalische Gesellschaft mit ihren
unseriösen Übertreibungen anfing - viele vermuteten, weil die Energie-Lobby die Kernenergie
hochjubeln wollte -, da plötzlich kam es in die Medien."
Hier
das vollständige SPIEGEL-Interview mit dem Titel
"Wieviel
ist der Wald wert?" (41/1992: 268) -
4
S. [last
date of access: 05.11.2019].
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Die
in aller Regel von Wissenschaftlern der nördlichen Hemisphäre vorgebrachte Sorge um den anthropogen
bedingten Klimawandel manifestiert sich seither teilweise in absurden populärwissenschaftlichen Apokalypsen
- Prognosen. Sie entsprechen mittlerweile dem Mainstream, sind kommerzialisierbar und besonders nachrichtenfähig,
denn nach wie vor ist für Medien 'Nur eine schlechte Nachricht auch eine gute Nachricht' (vgl. weiter
unten!), aber auch versicherungsrelevant und wird von einem breiten Publikum begierig aufgenommen.
Aber
auch Politik, Wirtschaft und leider auch die Wissenschaft
agieren zunehmend nach publizistischen Regeln. Einer seriösen
Umweltpolitik und besonders Wissenschaft wird damit ein
schlechter Dienst erwiesen.
Galt
noch in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts als unumstössliche Tatsache, dass der damals beobachtete
Temperaturabfall in der nördlichen Hemisphäre in den davor liegenden 25 Jahren von fast 0,5K eine
neue - natürlich anthropogen bedingte (!) - Kälteperiode einleiten würde (siehe unten Stephen
Schneider!), so ist die aktuelle - anormale (?) - Erwärmung um 0,4 bis 0,8K selbstredend auch anthropogener
Natur. Die - wiederum - wissenschaftlich abgesicherten Katastrophen - Szenarien (oder auch - nach Ansicht
des Verfassers - der kontraproduktive Alarmismus von Protagonisten des IPCC)
sind - leider - besonders en
vogue
Dazu
ein Beitrag von Ulli Kulke (der von den Apologeten der AGW-These
heftig kritisiert wird) in WeltOnline-Wissen vom 30. Jan.
2010 mit dem Titel "Haltlose
Prognose - Die selbstgemachte Klimakatastrophe der UN"
sowie "UN
wrongly linked global warming to natural disasters"
in The Sunday Times by Jonathan Leake, Science and Environment
Editor, January 24, 2010, und ein lesenswerter Beitrag eines
Bloggers aus dem Spiegel-Forum
vom 12.02.2010, Beitrag
#32 (rx1).
- Auszug
zum Thema: "Und zur Behauptung des IPCC 2007
der Klimawandel würde zu häufigeren und heftigeren
Naturkatastrophen
führen: Zwar widersprachen dem fast alle dem Rat
dafür vorliegende Studien. Doch der Autor dieses
IPCC-Kapitels, (...) [Robert] Muir-Wood [auf
dessen Aussagen übrigens wesentlich der Stern-Report
basierte] (...), zog es trotz Warnungen von
Experten vor, sich auf seine eigene Studie zu stützen.
Die war zu dem Zeitpunkt allerdings noch gar nicht fertig,
und als sie 2008 vorlag, musste er eingestehen: Wir
finden keine hinreichenden Beweise für einen statistischen
Zusammenhang zwischen den globalen Temperaturen und der
Höhe der Katastrophen-Schäden. ("We
find insufficient evidence to claim a statistical relationship
between global temperature increase and catastrophe losses.")
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In
einem Interview mit dem SPIEGEL-Magazin (11/2007 - 12. März,
S. 156) gab
Prof.
Hans von Storch auf
die
Frage:
"Aber viele glauben, der Weltuntergang stehe unmittelbar bevor. Nimmt die Klimadebatte allmählich
hysterische Züge an?" -
die
Antwort:
"In der Tat. Die Angst vor der Klimakatastrophe ist
uralt - ähnlich wie die Angst vor Fremden. Schon in
früheren Zeiten glaubten die Menschen, dass sich das
Klima fast immer nur zum Schlechteren verändere, nur
ganz selten aber zum Besseren - das war die Strafe Gottes
für sündiges Verhalten. Und heute sind es eben
diese hedonistischen Verschwender, die die Luft verpesten,
um sich in der Südsee schöne Fische anzuschauen.
Besser wäre es, wir würden alle nur noch Fahrrad
fahren. Ach, immer dieser erhobene Zeigefinger!"
Weitere
Bemerkungen von Hans von Storch zur Diskussion um den Klimawandel
finden Sie HIER.
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Nebenbei:
Auch DER
SPIEGEL (vgl. Anmerkungen von Hans Magnus Enzensberger,
1957, zur "Sprache des SPIEGEL")
trägt wohl wesentlich mit dazu bei, diese Angststimmung
zu erzeugen, z.B. mit Titeln wie diesen
1986, August, 'Die Klima-Katastrophe! - Das Weltklima gerät
aus den Fugen' mit dem Titelbild eines in den Fluten stehenden
Kölner Doms (hier schien es ganz sicher, dass unwiderruflich
in den nächsten 50 Jahren der
Meeresspiegel
um 10 m steigen würde),
1995, März: 'Vor uns die Sintflut - Weltklimagipfel
der Katastrophen'
1995, Heft 39: 'Angst vor der Endzeit - Umwelthysterie und
Aktionismus - die Deutschen im Ökofieber'
1995, November: 'Das grosse Artensterben - Abschied von
der Tierwelt' und 'Wir werden einsam sein'
1997, Heft 51: 'Der Weltuntergang fällt aus'
2006, Heft 45:Achtung, Weltuntergang! - Wie gefährlich
ist die globale Erwärmung wirklich?.
2007, März: 'Abschied vom Weltuntergang' -
2007, April: In
der Todeszone des Klimawandels.
Eine
Titel-Zusammenstellung finden Sie im Anhang der Arbeit von
Petra
Pansegrau (2000) "Klimaszenarien, die einem apokalyptischen
Bilderbogen gleichen oder Leck im Raumschiff Erde.
Eine Untersuchung der kommunikativen und kognitiven Funktionen
von Metaphorik im Wissenschaftsjournalismus anhand der Spiegelberichterstattung
zum "Anthropogenen Klimawandel", Dissertation, Universität
Bielefeld, Fak. f. Linguistik und Literaturwissenschaft.
Vgl.
Sie auch:
Pansegrau
P, Engels A, Weingart P (2003)
Alle reden vom Klima Kommunikation zum Klimawandel
zwischen Wissenschaft, Politik und Medien. In: Weitze
M-D, ed. Klima-Wandel? Public Understanding of Science und
die Geowissenschaften. München: Deutsches Museum; 2003:
18-24.
Weingart, P., Engels, A. & Pansegrau, P. (2007) Von
der Hypothese zur Katastrophe. Der anthropogene Klimawandel
im Diskurs zwischen Wissenschaft, Politik und Massenmedien.-
Opladen/Farmington Hills, Verlag Barbara Budrich, 2. Auflage.
Hannig, N. (2019) Kalkulierte
Gefahren - Naturkatastrophen und Vorsorge seit 1800
(654 Seiten). - Wallstein Verlag.
Bengtsson,
Lennart (2022)
Vad händer med Klimatet (Was passiert mit dem Klima,
in schwedisch). - Die Publikation wird im Rahmen eines Interviews
mit Bengtsson von Axel Bojanowski in WELT-online am
15.06.2022, unter der Überschrift "Wissen ist
das beste Medikament gegen Klimaangst, vorgestellt.
"Lennart Bengtsson [emeritierter Max-Planck-Direktor]
ist einer der renommiertesten Klimaforscher
und widerspricht
dem Katastrophismus: Es herrsche keine Klimakrise,
das wärmere Klima sei mancherorts vorteilhaft, Folgen
der globalen Erwärmung ließen sich begrenzen.
Zu ehrgeiziger Klimaschutz könne sogar schädlich
sein.
Der
Klimaforscher-Nobelpreisträger Klaus Hasselmann würdigte
seinen schwedischen Kollegen Lennart Bengtsson: Er
ist ein erfahrener und hoch angesehener Meteorologe und
Klimaexperte, schreibt Hasselmann in seiner Widmung
für das neue Buch Bengtssons. Der Schwede lege eine
realistische und dennoch optimistische Einschätzung
der verfügbaren Optionen für Veränderungen
vor, bilanziert Hasselmann." (Axel Bojanowski)
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Zur
immer aktuellen Untergangs-Euphorie hier der amüsante
Beitrag von Cora
Stephan "Verliebt in den Untergang?", gesendet
in
Deutschlandradio
Kultur am 13.05.2007 um 12:40 Uhr, nachzulesen im Internet.
[date
of access: 25.05.2007]
Aus der Einleitung:
"Noch vor wenigen Jahrzehnten fürchteten wir uns vor der drohenden Übervölkerung. Heute
erspähen wir hinter der Trendumkehr das Aussterben der Menschheit. Vor einigen Jahren noch schien eine
neue Eiszeit denkbar. Heute droht die Versteppung Deutschlands. Was immer auch passiert: wir machen das
schlimmste daraus. Unter Garantie."
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Nach
wie vor ist die Mahnung von Prof. Hartmut Graßl (1989-2005
Direktor des MPI für Meteorologie) zutreffend: "Man
darf nicht übertreiben. Warum wird immer gleich mit dem
Untergang gedroht? Wenn wir so weiter reden, werden wir die
Leute mit Sensationsmeldungen so müde machen, dass sie
überhaupt nichts mehr glauben." (Frankfurter
Rundschau, Herbst 1995, lt. Mitteilungen
der DMG - (leider nicht mehr online)
In
dem 10 Jahre später publizierten Buch "Wetterkatastrophen
und Klimawandel. Sind wir noch zu retten?" von Hartmut
Graßl et al., im Pg Verlag, lässt der Titel diese
eingeforderte Zurückhaltung jedoch nicht mehr erkennen.
Nun argumentiert er auf dem gleichen Niveau wie der unsägliche
Prof. Stephen Schneider.
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Es
drängt sich der Eindruck auf, dass erst die
(Natur-)
Katastrophe
stark überspitzt postuliert (jede Umweltveränderung
kann aus irgendeiner Perspektive so interpretiert werden),
dann scheinbar seriös das Menetekel zurück genommen
wird mit der Begründung, man wisse das alles nicht so
genau (was der Faktenlage entspricht), um dann zu fordern,
dass mehr Geld notwendig
ist, um die Wahrheit zu finden. (vgl. dazu die Anmerkung von
Cubasch et al.) Denn nur das sei
schliesslich verantwortliches Handeln. Voraussetzung dafür
sind aber bessere Rechner mit noch besseren Simulationsprogrammen,
in denen dann "die Simulation von Simulationsprozessen
simuliert" werden kann (SdW, Okt. 2003, S.84, Cartoon).
Und wenn sich Katastrophen-Hypothesen auch dann nicht verifizieren
lassen, sei der prophylaktische Kassandraruf eben auch kein
Nachteil.
Abb. A2-21/01:
"Kassandra [often naked] and Ajax at statue
of Athena. Detail from Athenian red-figure hydria c.
480/475 BC. Naples. Museo Archeologico Nazionale H2422
© Museo Archeologico Naples" ©
Beazley Archive 1997-2008
Dazu Prof.
Hubert Markl (1991, S. 53): "Es ist nicht immer
der der beste Freund, der uns am glaubwürdigsten Schrecken
auszumalen und vorherzusagen weiss. Kassandra ist zwar populär,
aber ihr Ruf ist auf ein scheinheiliges Kalkül begründet:
Trifft das Unglück, das sie vorhergesagt hat, ein, so
hat sie recht; ereignet es sich nicht, so hat sie es eben
mit ihrer Warnung erst verhindert."
(H. Markl war Präsident der DFG
von 1986-1991 und von 1996-2002 Präsident der Max Planck
Gesellschaft)
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Vergleichen Sie in diesem Zusammenhang
das - m.E. erschreckende und keinesfalls hinzunehmende -
Statement
von Prof. Stephen Schneider, (Link No.
1 mit Kommentar im Economist)
Editor von 'Climatic Change' und der Enzyklopädie 'Climate
and Weather', ausserdem einer der führenden Autoren
vieler IPCC Artikel.
Stephen Schneider sagte in einem Interview mit Jonathan
Schell in dem "Discover Magazine" schon
im Okt. 1989:
"On the one hand, as scientists
we are ethically bound to the scientific method, in effect
promising to tell the truth, the whole truth, and nothing
but - which means that we must include all the doubts,
the caveats, the ifs, ands, and buts. On the other hand,
we are not just scientists but human beings as well. And
like most people we'd like to see the world a better place
[...] To do that we need to get some broad-based support,
to capture the public's imagination. That, of course,
entails getting loads of media coverage. So we have to
offer up scary scenarios, make simplified, dramatic statements,
and make little mention of any doubts we might have [...]
Each of us has to decide what the right balance is between
being effective and being honest.
Das vollständige Statement finden Sie unter dem Link
No. 2. und ein interessanter
Kommentar dazu unter No. 3
[URL
http://www.economist.com/ - [date
of access: 22.02.05]
(nicht mehr online)
[https://climatesight.org/2009/04/12/the-schneider-quote/
- last
date of access: 14.09.2019]
[http://www.worldclimatereport.com/index.php/2004/06/17/59/
- last
date of access: 01.12.07] (nicht mehr online)
Noch zwei Jahre vor diesem Statement hatte Stephen Schneider die Glaubwürdigkeit
von Klimamodellen mit der esotherischen Suche
des Schicksals in einer schlecht polierten Kristallkugel verglichen.
Zur Einschätzung der wissenschaftlichen Reputation von Schneider ist evtl.eine
Buchbesprechung
5 S. (Laboratory
Earth: The Planetary Gamble We Can't Affort To Lose, New York, Basic Books, 1997, 174 pp.) durch Richard
S. Lindzen aufschlussreich.
Es soll in diesem Kontext nicht unerwähnt bleiben, dass der gleiche Stephen
Schneider (als Co-Autor zusammen mit S. Ichtiaque Rasool) Anfang der 70er Jahre mit grosser Überzeugung
die Meinung vertrat, die nächste Kaltzeit sei wegen
anthropogen verursachter Aerosole durchaus möglich:
Rasool,
S.I. & S.H. Schneider (1971) Atmospheric
Carbon Dioxid and Aerosols; Effects of Large Increases on Global Climate.- Science, Vol. 173 (July
9), p. 138-141.
"... our calculations suggest
a decrease in global temperature by as much as 3.5°C. Such a large decrease in the average temperature
of Earth, sustained over a period of few years, is believed to be sufficient
to trigger an ice age. However, by that time, nuclear
powermay have largely replaced fossil fuels as a means of energy production."
Das
National Science Board der USA stellte
1972 fest: "Judging from the record of the past interglacial ages, the present time of high
temperatures should be drawing to an end ... leading into the next glacial age." etc, gefunden
bei Wikipedia "Global cooling". Es wird immer wieder Wert gelegt darauf, dass
das Zitat nicht vollständig sei. In diesem Kontext ist das jedoch völlig irrelevant.
Aber natürlich ist unbestritten,
dass sich mittlerweile der Kenntnisstand wesentlich verbessert hat und Klima-Modelle und Statistiken zuverlässiger
sind ... Dazu eine - sicher nicht
ganz ernst gemeinte (?) - Bemerkung von Benjamin Disraeli (populär gemacht von Mark Twain) bzgl. Statistiken:
"There are three
kinds of lies: Lies, Damned Lies, Statistics", eine
allgemeine Erkenntnis übrigens, die oft im Zusammenhang mit nie belegten Äusserungen eines gewissen
Sir W.C. gern erwähnt wird.
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Eine
besonders kuriose Blüte der Vereinfachung
bei
der Ermittlung der "tatsächlich gemessenen Erderwärmung"
im 20. Jahrh. von 0.6 ±0.2°C (bzw.
0.7°C) findet sich auf den Seiten des Umweltbundesamtes
(UBA) unter der Überschrift "Skeptiker
fragen, Wissenschaftler antworten". (nebenbei eine
infame Unterstellung, denn auch sehr viele verdienstvolle
(KLima-)Wissenschaftler zeichnen sich durch eine skeptische
Haltung gegenüber der offiziellen CO2-Hypothese aus)
"Frage
6. Ist nicht der menschliche
Beitrag zum Treibhauseffekt
gegenüber dem natürlichen sehr klein und daher
unbedeutend?" unter Bezugnahme auf das -
bei AGW-Apologeten - umstrittene Buch Klimafakten
(von Berner und Streif), wobei vermutet werden könnte
(oder sollte?), dass Dr. Ulrich Berner und Dr. Hansjörg
Streif von der Bundesanstalt
für Geowissenschaften und Rohstoffe keine (für
diese Fragestellung relevanten?) Wissenschaftler sind.
Dort heisst es:
[1. Absatz ist Zitat aus Berner
& Streif 2000, Seite wird nicht genannt = S.87] "'Im
Vergleich mit dem Gesamt-Treibhauseffekt
unserer Erde machen die anthropogenen Anteile beim Kohlendioxid 1,2% und bei den Nicht-Kohlendioxid-Gasen
0,9% aus. Beide Werte liegen noch deutlich im Bereich der Unsicherheiten, die bei der heutigen Bestimmung
des Gesamt-Treibhauseffekts zu veranschlagen sind. (
Den fraglichen
Textabschnitt finden Sie hier!)
[Antwort:] Diese
Aussage ist Wort für Wort gelesen zwar richtig, kann aber irreführend sein. Viele Laien verstehen
unter dem Gesamttreibhauseffekt die gegenwärtige Erderwärmung. Sie sind deshalb überrascht,
dass im Gegensatz zur allgemeinen Panikmache der Treibhauseffekt also nur zum kleinsten Teil
(insgesamt 2%) vom Menschen verursacht sein soll.
Die Zahl 2% trifft jedoch nur zu,
wenn man den menschlichen Treibhauseffekt (der die derzeitige Erderwärmung überwiegend verursacht)
mit dem natürlichen Treibhauseffekt vergleicht, der seit Urzeiten die Erde warm hält und etwa
33°C ausmacht.
Schon eine grobe (weil lineare) Überschlagsrechnung
ergibt, dass 2% von 33°C etwa 0,7°C ergibt - was ziemlich genau der im 20. Jahrhundert tatsächlich
gemessenen Erderwärmung entspricht und daher die Warnungen der Klimaforscher stützt, nicht etwa
relativiert. Dass eine kleine relative Änderung erhebliche Auswirkungen mit sich bringen kann ...."'
Ob zu diesem hanebüchenen Unsinn wohl Mut gehört? Vgl. Sie
dazu z.B. die Anmerkungen
eines Beitrags im KlimaPortal, auch Solanki
et al. (2003) sowie generell die Seiten Treibhauseffekt,
"Bedeutung
der Sonnenaktivität für die globale Klimaentwicklung" und noch einmal den Abschnitt "Klimawandel
im 20. und 21. Jahrhundert: Welche Rolle spielen Kohlendioxid, Wasser und Treibhausgase wirklich?"
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Alarmismus
und Risiko-Religion |
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Wenn
als
Folge des Alarmismus (in welche Richtung auch
immer) ausgewiesene Gegner jeglicher nachhaltiger Umweltpolitik einigen Klimaforschern, aber auch Politikern
(vgl. z.B.Al
Gore), unterstellen, sie seien geradezu missionarisch besessen von Weltrettungs-Fantasien,
dann ist dies - leider - durchaus zu verstehen.
In der Tat zeigt sich mittlerweile
ein fast religiöser Eifer (von Klimaforschern, Politikern,
einigen NGOs und vor allem den schrillen Medien), sich in
apokalyptischen Weltuntergangs-Szenarien zu überbieten,
besonders vor der 12.
Klimakonferenz in Nairobi (07.11.06) und nach Veröffentlichungsbeginn
des 4th AR des IPCC "Climate Change 2007" sowie
besonders nach Veröffentlichung des letzten und abschliessenden
AR4
"Synthesis Report". Jene aktuelle Meldung,
wonach der Klimawandel Wissenschaft und Religion vereinigt
(Climate
change unites science and religion), - in NewScientist Environment
vom 18.01.2007 - durfte geradezu erwartet werden. [date
of access: 18.01.07 / nicht mehr online]
Da passt es dann auch, wenn die IPCC-Reports in einigen
Medien als "Klima-Bibel"
(SPON vom 01.02.2007), von Bernhard Pötter (eine Ersatzbibel
sozusagen) bezeichnet wird.
Diese
Bewegung - der Soziologe Ulrich Beck spricht in einem Interview
von einer missionierenden "Risiko-Religion"
als einem Glaubensersatz, zu der immer mehr Menschen konvertieren
- kann teilweise durchaus in der Nähe des fanatisch
religiösen Ökologismus
(sozusagen einer säkularen
Religion "mit ideologisierter Schuld-Sühne-Busse-Semantik"
- FAZ.NET 05.09.07) gesehen werden - wogegen sich z.B. der
Heidelberg
Appeal wandte -, deren totalitäre und damit antidemokratische
Tendenzen m.E. nicht unterschätzt werden sollten.
Aber
auch einer grossen westlichen Kirche passt die Diskussion
offensichtlich ins Konzept. Die Spezialisten für den
Glauben ans Unbewiesene lassen nun neuerlich durch Ihren
Oberhirten verkünden (Juli 2008, Sydney): Der Mensch
ist Schuld am wärmeren Klima! Übrigens die gleiche
Institution, welche die Verbreitung tatsächlicher Erkenntnisse
mit dem Scheiterhaufen bestrafte und Charles Darwin nach
wie vor verteufelt. Nebenbei: erst 400
Jahre später, nämlich "im Jahr 2000
erklärten der päpstliche Kulturrat und eine theologische
Kommission die Hinrichtung Giordano Brunos für Unrecht."
An dieser Stelle zur Erinnerung noch einmal das anfänglich
verwendete obskure
Logo des PIK verbunden mit der freundlichen Bitte, sich
über die Diskussionsstrategien von Obskuranten zu informieren.
Mittlerweile ist sogar metaphysischer Unsinn wieder en vogue. Vgl. James
Lovelock (2007) "Gaias Rache. Warum die Erde sich wehrt."- Verlag List, Berlin (256 S.). Besprechung
von Johannes Kaiser im Deutschlandradio Kultur vom 06.02.07. Lovelock ist übrigens ein heftiger
Befürworter der Kernkraft.
Vielleicht
amüsiert Sie ja trotzdem zum Thema die Glosse
des Journalisten Michael Miersch, einem "Nicht-Klimatologen"
und ganz sicher nicht (!) sachlichen Kritiker der Bewegung
[date
of access: 07.11.06]
sowie die Bemerkungen von Thomas Hoof (Gründer von
"Manufactum"),
der sich gegen die "Hysterisierung der Öffentlichkeit"
- vor allem im März und April 2007 - durch die deutsche
Presse wandte. Vgl. "Noch
mal aufgemacht. Die Klimakiste (Alles wird knut.)"
-
4
S. [date
of access: 13.07.07 /
leider
sind die Beiträge von Miersch und Hoof nicht mehr
online].
Erkenntnisse zu und Interpretationen
der aktuellen Klimaentwicklung wurden in einem Abriss
zusammengestellt!
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Ein
kritischer Rationalismus der Wissenschaft - inkl. zurückhaltende
Vorsicht und Verantwortung bei der Darstellung von Forschungsergebnissen
- wäre hier sicher angebrachter als das (sit venia verbo)
- sich prostituierende - Schielen auf sprudelnde Geldquellen
(z.B. als Forschungsmittel, aber auch für Öffentlichkeitsarbeit
und fundraising) und Einfluss (bzw. Macht), da dies wesensmässig
etwas anderes ist, als der Wille zur überprüfbaren
Wahrheit (Eduard
Spranger, 1988: 29, übertragen auf die aktuelle Situation).
Denn - alleine dem
Zeitgeist gehorchende
- "Überzeugungen sind gefährlichere Feinde
der Wahrheit als Lügen" (noch einmal F.N.,1886,
aus 'Menschliches, Allzumenschliches', Ein Buch für freie
Geister, Erster Band, Neuntes Hauptstück, Der Mensch mit
sich allein, 483 Feinde der Wahrheit. - In: insel taschenbuch
614, Erste Aufl. 1982, S.271). |
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Vgl.
Sie dazu auch die Anmerkungen von Prof.
Hubert Markl (1998) in
"Wissenschaft gegen Zukunftsangst"
sowie die bereits
vor 11 Jahren gemachten wichtigen Bemerkungen des populären
Wissenschaftspublizisten Hoimar
v. Ditfurth (1994) Die Sterne leuchten, auch wenn wir sie
nicht sehen - Über Wissenschaft, Politik und Religion,
besonders S. 94: Die Wissenschaft als Hure - Weltbilder
sind Handlungsanleitungen.
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Sehr
"kenntnisreich und aktuell"
sowie pointiert polemisch hat Josef
Reichholf (2002) in "Die falschen Propheten - Die Lust
an Katastrophen" die masslos übertriebene
Ökoprophetie angeprangert.
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Zweifellos
haben auch spontane (z.B.Vulkanausbrüche)
oder sich über mehrere Jahre hinziehende - und vom Menschen
völlig unabhängige - Umweltveränderungen als
Ausdruck eines dynamischen Planeten, aber mit katastrophalen
Auswirkungen für Menschen, einen festen Platz im Gedächtnis
fast aller Kulturen. Sie waren in der Vergangenheit und sind
besonders in einer hoch technisierten Zivilisation, als sogenannte
"Naturkatastrophen",
Bestandteil und Bedrohung zugleich. Z.B.: (die Angaben zu
den Opferzahlen sind bestenfalls Richtwerte und sicher häufig
zu hoch!)
- der
gewaltige Vulkanausbruch
von Santorin vor sehr langer Zeit (1628/1627 BD / v.
Chr.) mit einem alles vernichtenden Tsunami (evtl. Hintergrund
der Sintflutsage?),
- bei
Ausbruch des Vesuv die Auslöschung
von Pompeji und Herculaneum im Jahre 79 AD / n. Chr.,
- 26.12.838
- Grosse Teile der niederländischen Küste werden
bei einer Sturmflut überflutet,
- das
Beben zwischen Syrien und Ägypten am 12. Juli im Jahre
1201, bei welchem mit 1.000.000 Toten vermutlich die meisten
Opfer zu beklagen waren,
- erste
Marcellusflut am 16.01.1219. Die Sturmflut überschwemmt
weite Küstenbereiche der Niederlande und fordert etwa
36.000 Menschenleben,
- die
zwei "groten Manndränken (1362 und 1634)
an der Nordseeküste (neben vielen anderen) mit wohl
mehr als 100.000 Toten,
- das
Shaanxi-Beben (China) am 23. Januar 1556 mit etwa 830.000
Toten bei relativ geringer Bevölkerungsdichte (!),
- die
Zerstörung
Lissabons am Vormittag des 1. November 1755 (Erdbeben
und Tsunami mit 60 bis 70.000 Toten),
- Ausbruch
des Vulkans
Tambora in Indonesien im April 1815 mit globalen Auswirkungen.
1816 ist der kälteste Sommer seit 500 Jahren in Europa.
- Ausbruch
des Krakatau
am 26. August 1883 (der wohl grösste Vulkanausbruch
der Neuzeit) mit globalen Folgen für Witterungsabläufe,
- in
Xining und Kansu (China) sterben 1920 und 1927 jeweils etwa
200.000 Menschen durch schwere Erdbeben,
- das
Tangshan-Beben
(China) vom 27. Juli 1976 mit offiziell 290.000 - jedoch
wohl bis zu 655.000 Toten,
- das
kürzliche Seebeben in Südasien mit verheerenden
Folgen eines Tsunami (wohl über 300.000 Tote).
etc. etc.
- Z.B.
aber auch Dürrekatastrophen:
"... beispielsweise in Indien (1769/70) mit geschätzten
3 bis 10 Millionen Toten, 1876 ff 5 bis 6 Millionen Tote,
1899 ff 1,5 bis 3,5 Millionen Tote, in China (1876 ff) 9
bis 13 Millionen Tote, 1958 ff 3 bis 10 Millionen Tote und
in Russland (1921/22) 1,5 bis 5 Millionen Tote," ...
"die grosse Dürre in den USA von 1932-40 ... 350.000
Menschen verlassen ihre Heimat ..." etc. etc. (Alisch
2007 - Lit. angabe nächster Absatz!)
Vgl. Sie die Chronik
und Statistik zu Erdbeben, die Chronik
und Statistik der Sturmfluten an der Nordsee,
allgemein eine Chronik
und Statistik zu Naturkatastrophen und zur Klimageschichte,
Bedeutung von Vulkanausbrüchen
in der Vergangenheit und Prognosen zum Supervulkan, zusammengestellt
von der LearnLine (NRW, Landesinstitut für Schule und
Weiterbildung).
[date
of access: 12.03.05]
Und
natürlich wurde schon immer von den heftigsten Kapriolen
des Wetters, aber eben auch Klimas berichtet. Vgl. Sie dazu
den Abschnitt 'Klimaentwicklung
im aktuellen Holozän', besonders dieLiteraturangaben
zur Klimageschichte.
Vor
diesem Hintergrund entstanden auch düstere
Prophezeiungen (von Johannes bis Nostradamus und bis in die
Moderne) und apokalyptische
Erwartungen, welche - leicht
nachprüfbar - von interessierter
Seite instrumentalisiert wurden und werden.
Abb. A2-21/02:
Die
vier apokalyptischen Reiter,
Albrecht Dürer, 1497-98, Holzschnitt, 399
x 286 mm, Kupferstichkabinett, Staatliche Kunsthalle,
Karlsruhe
Wenn
der Öffentlichkeit von den Medien suggeriert wird, dass
die Natur
der "Natur" zum "Feind"
werden kann, oder zum Opfer des Klimas wird (z.B. in
dem absurden Zeitungsartikel einer Berliner Tageszeitung "Natur
beeinflusst das Klima stärker als gedacht"),
oder der Titel "Achtung, Weltuntergang! Wie gefährlich
ist die globale Erwärmung wirklich?", aber auch
zum "Artensterben - Der Todeskampf der Tierwelt"
von "Deutschlands bedeutendstem und Europas meinungsbildendem
Nachrichten-Magazin"
beschworen wird, einem Magazin, das immerhin "schreibt
was ist" (Eigenwerbung), wird der Schwachsinn auf die
Spitze getrieben. Zunehmend
negative Konnotationen sonst wertfreier Begriffe für
die Beschreibung normaler bzw. "natürlicher"
Vorgänge in unserer Umwelt gehören mittlerweile
zum Repertoire der sogenannten Fachjournalisten und nahezu
jeden Artikels über Umweltveränderungen.
Diese
Tendenz findet sich nicht nur im Boulevard-Journalismus (was
DER SPIEGEL ganz sicher nicht sein möchte), sondern findet
sich zunehmend in sonst seriösen Wissenschafts-Magazinen,
wo es in einem [aus ökologischer Perspektive geradezu
unverantwortlichen] Beitrag von Daniel Grossmann heisst (Spektrum
der Wissenschaft, April 2004, S. 61), "Fest steht
vor allem eines, in den Worten von Alastair Fitter [Biologe
von der University of York, UK, Anm. Verf.]. 'Die Natur
merkt, was mit dem Klima geschieht'. Und er ergänzt:
'Es kommt noch schlimmer'".
Vgl. Sie dazu
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Der
Philosoph
Sir
Karl Raimund Popper monierte in diesem Kontext
sehr zu Recht, dass das derzeit 'herrschende allgemeine Gejammer
über die böse Welt' der überall lauernden Katastrophen
mittlerweile zur 'herrschenden Religion unserer Zeit' geworden
sei, was jedoch 'zu allen Tatsachen im Widerspruch' steht.
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Unter
dem Titel "Wider den Katastrophenkonsens,
Die Welt wird täglich besser, aber die Leute wollen es nicht hören",
wird von Jochen Steiner im SdW, 08/2009, S.101, das neue Buch von Maxeiner
& Miersch (2008 )
Frohe
Botschaften, wjs, Berlin (208 S.), vorgestellt. Wenn auch die Wahrnehmung manchmal sehr selektiv
zu sein scheint, so gibt die überaus amüsante Lektüre doch "... Stoff für deutlich
längeres Nachdenken." (zit. Jochen Steiner).
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Abgesehen
von der trivialen Erkenntnis, dass die Natur per se keine
Katastrophen kennt und derart Zuweisungen ausschliesslich
dem anthroprozentrischen Bewertungssystem entstammen, ist
zu fragen, was aber ist dann für wen und wann eine "Katastrophe"?
Sind nicht anderswo z.B. die Effekte einer globalen Erwärmung
"eher willkommene Vorgänge, weil sie hier in
toto weit mehr Nutzen als Schaden anrichten?" ... "Wir
können mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
vorhersehen, dass es bei diesem Wandel des Klimas auch Gewinner
geben wird." (aus:
Otmar Seuffert in PGM 144, 2000a-b / 4)
Vgl.
Sie dazu auchKehl
2003 - den Abschnitt "Stabilität
des Standortes und ökologisches Gleichgewicht, die fatalen
Illusionen". (vgl.
dazu auch Cook
et al. 2015)
Abgesehen
von der unterschiedlichen Bewertung von Umweltveränderungen,
ist die zutreffende (und zunehmend aktuelle - siehe folgend!)
Bemerkung von Heinz
Haber (1992)
zu berücksichtigen: "Nicht
jene Katastrophenmeldungen, die wir laufend für die nächsten
20 oder 30 Jahre den Zeitungen entnehmen müssen, haben
das Hauptgewicht, NEIN, es ist die stets wachsende
Zahl der Menschen auf dieser Erde."
Auf diese Problematik weist auch Lester
R. Brown hin in einem Beitrag im SdW (Spektrum der Wissenschaft) vom Oktober 2009, S. 80: "Globaler
Kollaps durch Hungersnöte? Nichts bedroht den Fortbestand unserer Zivilisation so sehr wie der Zusammenbruch
ganzer Staaten durch plötzlichen Nahrungsmangel. Ursache solcher Hungerkrisen sind letztlich verschlechterte
Umweltbedingungen." Den Zusammenhang von Bevölkerungsexplosion und fataler Umweltveränderung
thematisierten im Sept. 2009 zwei Artikel in DIE ZEIT: "Fatales
Wachstum - Die Bevölkerungsexplosion ist auch ein Klimaproblem" und "Weniger
Menschen, weniger Treibhausgase" mit Verweis auf einen Artikel in Phil. Trans. R. Soc. B 27
October 2009 vol. 364: "Human
population growth and the demographic transition", by John Bongaarts.
Vor
diesem Hintergrund stellen tatsächlich bereits kleine
- eben auch natürliche - Veränderungen in der Umwelt
(cf. Cook
et al. 2015) grosse Bedrohungen für Menschen in dicht
besiedelten Gebieten dar. Umso mehr ist die Warnung von David
Pimentel ernst zu nehmen: "If we refuse to reduce
our numbers ourselves, nature will find much less pleasant
ways to control human population: malnourishment, starvation,
disease, stress and violence." (David
Pimentel et al. 1994,
Prof. für Ökologie und Ökosystembiologie an
der Cornell University.
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Anmerkung: |
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Die bereits 1957 von H.M. Enzensberger gemachten Bemerkungen
über Stil und Ziel des Magazins DER SPIEGEL in dem Beitrag "Die Sprache des SPIEGEL" haben
nach wie vor und vermutlich aktuell sogar noch mehr Gültigkeit. Z.B. hier:
"Unter allen Mitteilungsformen kommt diejenige
am seltensten vor, nach der das Magazin benannt ist: Die schlichte Nachricht." (S.143)
"Die Ideologie des SPIEGEL ist nichts weiter
als eine skeptische Allwissenheit, die an allem zweifelt ausser an sich selbst." (S.146)
"Die Thesen [Enzensbergers] lassen sich zusammenfassen:
-
Die Sprache des SPIEGEL verdunkelt, wovon sie spricht.
- Das deutsche
Nachrichten-Magazin ist kein Nachrichten-Magazin.
-
Der SPIEGEL übt nicht Kritik, sondern deren Surrogat.
-
Der Leser des SPIEGEL wird nicht orientiert, sondern
desorientiert.
Diesen vier
Thesen lässt sich eine fünfte an die Seite stellen:
Der SPIEGEL ist unentbehrlich, solange es kein kritisches
Organ gibt, das ihn ersetzen kann. ..." (S.149)
Auszug
vom 15.01.1997 - [date
of access: 17.09.07, nicht mehr erreichbar]
Jedoch
über "archive.org"
Version vom 1. Jan. 2016 -
[date
of access: 15.01.2021]
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