Sonnenseite Ergänzungen zur Vorlesung TWK an der TU-Berlin
Inst. f. Ökologie
(1998-2016)

Vegetationsökologie Tropischer & Subtropischer Klimate
  von PD Dr. habil. H. Kehl  
    ZM51
   
back Die Debatte um den Klimawandel:
sEp Teil 1 - VIII: Unterschätzte Risiken - das eigentliche Problem? S. A2-22
Suchfunktion
Teil 1: I Bemerkungen zur Klimadebatte und neuen globalen "Verantwortung"
    II Das Niveau der Klimadebatte VI Stand der Dinge - nur wenige Aspekte
    III Eine Welt voller Widersprüche VII Katastrophen haben immer Konjunktur
    IV Temperaturzunahme seit der "Kleinen Eiszeit" VIII Unterschätzte Risiken - das eigentliche Problem?
    V Diskussion um u. Anspruch auf den Konsens   Mehr Links zum Thema "Global Warming"
Teil 2: Erkenntnisse zu und Interpretationen der aktuellen Klimaentwicklung
Teil 3: Bedeutung der Sonnenfleckenaktivität - gering oder hoch?
     
  Zur Einführung siehe auch den kurzen Überblick zur Klimageschichte im Rahmen der LV TWK.
 
   
Teil
1-VIII: Unterschätzte Risiken - das eigentliche Problem? Hinweis bitte beachten!
   
 

"Die Natur (...) zeigt sich uns jeden Augenblick von einer anderen Seite. Jede Seite ist wahr, aber nicht alle sind gleich schön."
Diderot (aus "Die Natur dem Menschen untertan" von Makowski & Buderath, 1983: 261)

 

 
 
Themen dieser Seite:
 
 
 
 
Landschaftsnutzung, Besiedlungsdichte und Infrastruktur
 
 
Résumé zu natürlichen, inkl. anthropogen bedingten Umweltrisiken
 
 
Erneuerbare / Regenerierbare Energien: Bio-, Agrosprit etc.
 
 
Hinweis in eigener Sache:
 
 
Anmerkungen
 
 
 
 
       
 Abb. A2-22/01:
"Naturkatastrophen in Deutschland von 1970 - 2010" (Munich RE)
[date of access: 23.01.14]
 
Danach hat "die Anzahl der Naturkatastrophen in Deutschland in den letzten 40 Jahren bereits deutlich zugenommen." (Munich RE) - Vgl. die Seite: "Zunahme von extremen Wetterereignissen - Stimmt das?" Siehe auch Hinweise zur, Ahrtal-Katastrophe!
   
VIII
 
 
 
Landschaftsnutzung, Besiedlungsdichte und Infrastruktur
   
  Das entscheidende Problem:
  Anstieg der Umweltnutzung & begrenzte Ressourcen bei exponentiell zunehmender
  Weltbevölkerung.
   
 

Bei stetig steigender und mittlerweile in verschiedenen - häufig besonders fruchtbaren - Landschaften mit extrem hoher Besiedlungsdichte und der Notwendigkeit weiterer infrastruktureller Erschliessung, ist zum Beispiel zu fragen,

  • ob die intensive Besiedlung der Hänge "jüngerer" Vulkane (z.B. der "tickenden Zeitbomben" Vesuv und Ätna von mehr als 200 aktiven Vulkanen), oder hoch aktiver Verwerfungslinien (z.B. San Francisco über und Los Angeles neben der Sankt-Andreas-Spalte), so sinnvoll ist?

     Abb. A2-22/02:
    Dichte Besiedlung der unteren Hanglagen des Vesuv.
    Etwa drei Millionen Menschen sollen in der weiteren Gefahrenzone leben.

    "Hunderttausende Anwohner sind in Lebensgefahr. Das Risiko für Neapel wird offenbar unterschätzt (...) Der Staat hat den Bewohnern dieser sogenannten Roten Zone 30.000 Euro geboten, falls sie wegzögen - nur ein paar Tausend nahmen die Offerte bislang an. Stattdessen wurden dort Tausende neue Häuser gebaut; darunter sogar ein Krankenhaus. 'Für die Bewohner der Roten Zone
    [mit etwa 800.000 Menschen] geht es bei einem Ausbruch um Leben und Tod'", sagte der Vulkanologe Neri vom Instituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia in Italien (INGV) auf der Jahrestagung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) in Wien.
    SPON vom 27.04.2012, Beitrag von A. Bojanowski. [date of access 23.01.2014]

 
 
  • ob der Bau von Grossbrücken über tektonische Dehnungszonen oder
    Plattengrenzen (z.B. die geplante Brücke über den Golf von Akaba als Teil des hoch aktiven Grossen Afrikanischen Grabenbruchs, oder über den Bosporus als tektonisch hoch aktiver Grenzlinie zwischen der afrikanischen und eurasischen Erdplatte mit häufigen und verheerenden Erdbeben), so sinnvoll ist

     Abb. A2-22/03:
    Eine von zwei Istanbuler Brücken (eine weitere ist geplant), welche den Bosporus überspannt und Europa mit Asien verbindet.

   
 
  • ob die Besiedlung potentieller Überschwemmungsgebiete
    (z.B. von Flussniederungen und Stauzonen, extrem flacher Küsten oder Inseln, niedriger Deich-Hinterländer, die sogar unterhalb des Meeresspiegels liegen), so sinnvoll ist?


       Abb. A2-22/04 (rechts oben):
      Dichte Besiedlung kleiner Erhöhungen innerhalb des potentiellen Überschwemmungsgebietes des Brahmaputra (Bangladesh), aber auch Ganges.

      "Die ausgedehnten Felder liegen im Bereich der Flussniederungen. In kaum einem anderen Land der Welt gibt es so viele und verheerende Überschwemmungen wie in Bangladesh. Der Ganges, der dem Land das fruchtbare Ackerland bringt, birgt gleichzeitig die größte Gefahr für die Existenz der Bewohner. Auch in Indien tritt der heilige Fluss regelmäßig über die Ufer, doch sind die Folgen längst nicht so weitreichend wie in dem kleinen Nachbarstaat. Die Bevölkerungszunahme und der Mangel an Boden haben hier dazu geführt, dass sich Ackerbau und Siedlungen immer näher an die Ufer vorschieben und die angrenzenden Mangrovenwälder verschwinden."

      (scinexx) [date of access 23.01.2014]


       Abb. A2-22/05 (rechts unten):
      Die dicht besiedelte Koralleninsel Meedho (Adu-Atoll) innerhalb der extrem flachen Inselgruppe (selten > 1m über dem Meeresspiegel) der Malediven. Die Regierung der Malediven machte in der Vergangenheit durch extrem medienwirksame Aktionen auf eine befürchtete Bedrohung der Inseln durch einen Anstieg des Meeresspiegels aufmerksam. Bisher zeigte sich in diesem Raum jedoch eher ein Absinken des Meeresspiegels (
      Rahmstorf & Schellenhuber 2007, 6. Aufl.). Eine tatsächliche Bedrohung stellen dagegen starke Stürme mit hoher Wellenentwicklung, oder auch auftretende Tsunamis dar.

    • Lesen Sie dazu auch "Eine Meldung und ihre Geschichte - Die Südsee-Ente - Wie der Pazifikstaat Tuvalu unterging - beinahe" in SPON vom 22.12.2001, von Uwe Buse sowie "Anstieg des Meeresspiegels - normal oder katastrophal?"
 
 
  • ob der Bau von Staudämmen in den Tälern von Verwerfungslinien (z.B. Seven Oaks auf der San-Andreas-Verwerfung bei San Francisco, Kalifornien) etc., oder enger Gebirgstäler mit potentiellen Gravitationsprozessen (z.B. mit Fels- und Bergstürzen) bzw. generell fragilen und damit höchst dynamischen Ökosystemen, so sinnvoll ist?

  • Und ob die völlige Ausschöpfung nicht regenerierbarer Ressourcen (z.B. fossile Energieträger oder fossile Grundwasser in ariden Gebieten), oder ob die katastrophale Überfischung der Meere einerseits und andererseits die extreme Belastung der Meere mit hoch toxischen Abfallstoffen, evtl. mit - systembedingter - Risikoverdrängung zu tun hat?
 
  Wirklich gefährlich ist das fehlende Risikobewusstsein, oder die Verdrängung von Risiken in der Umwelt besonders dann, wenn Extremereignisse nur höchst selten auftreten. Dabei kann es sich um aussergewöhnliche, jedoch immer wieder auftretende Überflutungen der überaus dicht besiedelten Indus-Schwemmländer handeln, oder auch um Landschaften mit einem bekanntlich hohen Erdbebenpotential. "Die Stadt, die auf das Sterben wartet", war der Titel eines BBC-Films über San Francisco.
   
 

Von elementarer Bedeutung ist daher, sich bewusst zu sein, dass in unserer Umwelt die Stabilität des Standortes im allgemeinen und das ökologische Gleichgewicht im besonderen fatale Illusionen sind (Kehl 2000).

   
 

Und bzgl. ganz normaler Dynamiken unseres Planeten, kann es nur darum gehen, mögliche Veränderungen wissenschaftlich zu verifizieren, um

  • für den Menschen potentiell gefährliche Landschaften nicht zu besiedeln,
  • auf Bedrohungen vorbereitet zu sein, um
  • Schutzmassnahmen rechtzeitig einzuleiten bzw. in Planungen potentielle Bedrohungen prophylaktisch zu berücksichtigen (z.B. "Climate Proofing for Development" PDF-File 38pp.) und ganz sicher nicht darum, die natürliche Dynamik der Umwelt auf- bzw. den Status quo zu erhalten.

Ganz wesentlich gehört zum weltweiten Umweltschutz - wie oben angedeutet - die Katastrophen-Prävention (z.B. "Climate Proofing for Development" PDF-File 38pp.) , d.h. die vorsorgende Verhinderung von potentiellen Gefährdungen des Menschen und seiner Infrastruktur. Und geradezu eine Bedingung ist daher, dass:

   
 

gefährliche Landschaftsnutzungen rückgängig gemacht werden (z.B. die Bebauung von Flussniederungen oder unmittelbaren Strandbereiche der Meere), auch wenn dies politisch noch so unpopulär ist.

In Bezug auf die Gefährdung von Küsten durch tropische Zyklone (z.B. Hurrikane), wurde verschiedentlich von Wissenschaftlern auf die verantwortungslos hohe und zunehmende Besiedlungsdichte hingewiesen. In der Zukunft zunehmende versicherungsrelevante (!) "Natur"-Katastrophen sind dadurch unausweichlich und müssen bei weiterhin exponentiell zunehmender Weltbevölkerung zwangsläufig immer katastrophalere Ausmasse annehmen.

   
 
   
  Hinweise, Hintergrundinformationen, Medien-Meldungen und relevante Literatur zur sogenannten Ahrtal-Katastrophe.
   
   
 

Aufruf von Klimaforschern - Macht nicht das Klima für Katastrophen verantwortlich, WELT, am 15.01.2022 - Von Axel Bojanowski / [date of access 16.01.2022]

   
 

Textauszug:

"Der Reflex ist eingeübt: Nach Naturkatastrophen schieben Politiker und Medien die Schuld auf die globale Erwärmung. Einer Forscherin, die den Warnungen bislang Vorschub leistete, geht es nun zu weit. Zusammen mit Kollegen fordert sie einen Kurswechsel. Nach der Flutkatastrophe in Westdeutschland im vergangenen Sommer stand für viele fest: Die Überschwemmungen waren Folge der globalen Erwärmung. Dabei fielen die gemessenen Niederschlagsmengen keineswegs aus dem Rahmen, sie waren in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder überboten worden. Der Blick in historische Chroniken verriet zudem, dass Hochwasserkatastrophen mit Hunderten Toten zum Schicksal der betroffenen Region gehörten; zahlreiche Fluten im Mittelalter für Westdeutschland sind dokumentiert. Ortschaften hätten also auf solche Fluten auch ohne Klimawandel vorbereitet sein müssen."

   
 

Katastrophe im Ahrtal - Der mörderische Fluss, der die Bundestagswahl entschied, WELT, am 13.12.2021 - Von Dankwart Guratzsch / [date of access 16.01.2022]

 
 

Raju, E., Boyd, E. & Otto, F. (2022) Stop blaming the climate for disasters.- Commun Earth Environ 3, 1 (2022). https://doi.org/10.1038/s43247-021-00332-2

 
 

Text Excerpt:

"Disasters occur when hazards meet vulnerability. We must acknowledge the human-made components of both vulnerability and hazard and emphasize human agency in order to proactively reduce disaster impacts. Natural hazards such as floods, droughts and heatwaves become disasters as a result of societal vulnerability, that is, a propensity of people, societies and ecosystems to be harmed. Often, people's social, political and economic status determines the nature of differential and disproportionate impacts. In addition, many natural hazards are not just natural processes, but have been made more likely and more intense by human-caused climate change. This has long been recognized, yet disasters continue to be construed as an 'Act of God' or described as 'natural'." Here we argue that a discourse in which the role of human activity in disasters is clearly communicated - as opposed to blaming Nature or the Climate - will be more conducive to a proactive, equitable and ultimately successful approach to reducing impacts of disasters."

"Pointing the finger at natural causes creates a politically convenient crisis narrative that is used to justify reactive disaster laws and policies."
[date of access 16.01.2022]

   
 
 

Blöschl, Günter et al. (2020) Current European flood-rich period exceptional compared with past 500 years.- Nature volume 583, pages 560-566 (2020).

   
 

Zu den Resultaten dieser und anderer Untersuchungen schreibt zutreffend der Wissenschafts-Journalist Bojanowski in der WELT vom 15.01.2022 u.a.:

  • "Dass stärkerer Regen nicht zwangsläufig schwerere Fluten bedeutet, beweisen Daten. Hochwasser haben trotz Klimawandel weniger schwere Folgen als früher: In Europa wären sowohl Opferzahlen als auch Schäden aufgrund von Hochwasser seit dem 19. Jahrhundert rückläufig, dokumentiert eine Studie im Wissenschaftsmagazin "Nature".
  • " Gleiches gelte weltweit und auch für Sturzfluten, berichten Wissenschaftler im Magazin "Global Environmental Change". Global gehe die Wahrscheinlichkeit von Hochwassern sogar zurück - im Kontrast zur globalen Zunahme von Extremregen, berichten Wissenschaftler im Fachblatt "Geophysical Research Letters".
  • " Die Menschheit ist nicht hilflos gegenüber Wetterrisiken. Trotz fortschreitenden Klimawandels hat sich das Risiko für einen einzelnen Menschen wegen eines Wetterextrems zu sterben um 99,75 Prozent reduziert: Das Risiko wegen eines Wetterextrems zu sterben betrug in den 1920er-Jahren laut UN-Daten 1:1.000, heute liegt es bei 1:400.000. Die Lehre lautet: Niemand muss am Klimawandel sterben, es gibt Schutz, beispielsweise mit Vorwarnung, Klimaanlagen und Deichen."
    [date of access 16.01.2022]
   
 

Formetta, G. & Luc Feyen (2019) Empirical evidence of declining global vulnerability to climate-related hazards.- Global Environmental Change.- Volume 57, July 2019, 101920.

   
 

Abstract:

"Death tolls and economic losses from natural hazards continue to rise in many parts of the world. With the aim to reduce future impacts from natural disasters it is crucial to understand the variability in space and time of the vulnerability of people and economic assets. In this paper we quantified the temporal dynamics of socio-economic vulnerability, expressed as fatalities over exposed population and losses over exposed GDP, to climate-related hazards between 1980 and 2016. Using a global, spatially explicit framework that integrates population and economic dynamics with one of the most complete natural disaster loss databases we quantified mortality and loss rates across income levels and analyzed their relationship with wealth. Results show a clear decreasing trend in both human and economic vulnerability, with global average mortality and economic loss rates that have dropped by 6.5 and nearly 5 times, respectively, from 1980-1989 to 2007-2016. We further show a clear negative relation between vulnerability and wealth, which is strongest at the lowest income levels. This has led to a convergence in vulnerability between higher and lower income countries. Yet, there is still a considerable climate hazard vulnerability gap between poorer and richer countries."
[date of access 16.01.2022]

   
 

Slater, L., G. Villarini, S. Archfield, D. Faulkner, R. Lamb, A. Khouakhi, J. Yin (2021) Global Changes in 20-Year, 50-Year, and 100-Year River Floods. - Geophysical Research Letters.- Volume 48, Issue 6, 28 March 2021, e2020GL091824. https://doi.org/10.1029/2020GL091824

   
 

Abstract:

"Concepts like the 100-year flood event can be misleading if they are not updated to reflect significant changes over time. Here, we model observed annual maximum daily streamflow using a nonstationary approach to provide the first global picture of changes in: (a) the magnitudes of the 20-, 50-, and 100-year floods (i.e., flows of a given exceedance probability in each year); (b) the return periods of the 20-, 50-, and 100-year floods, as assessed in 1970 (i.e., flows of a fixed magnitude); and (c) corresponding flood probabilities. Empirically, we find the 20-/50-year floods have mostly increased in temperate climate zones, but decreased in arid, tropical, polar, and cold zones. In contrast, 100-year floods have mostly decreased in arid/temperate zones and exhibit mixed trends in cold zones, but results are influenced by the small number of stations with long records, and highlight the need for continued updating of hazard assessments."
[date of access 16.01.2022]

   
  Gastbeitrag von Gregor Amelung / Anonymus (2021) Katastrophale Hochwasser im Ahrtal 2021, 1910, 1804, 1719 und 1601.- gefunden auf "reitschuster.de", veröffentlicht am 23. Juli 2021, mit umfangreichem Bildmaterial.
[date of access 16.01.2022]
   
 

Textauszug zu den geografischen Besonderheiten:

"Das System ist gekennzeichnet durch „relativ große Höhenunterschiede“. Tiefe Täler verbunden mit engen Windungen wirken wie ein Trichter.
Normalerweise kommt es im Gebiet der Ahr allerdings nur zu geringen Niederschlägen, weil sich die aus Westen kommenden Regenwolken meist schon zuvor im Bereich der Eifel und der Ardennen abgeregnet haben. Das „ändert sich jedoch sprunghaft nach Gewittern, anhaltendem Regen … [oder] Schneeschmelze“, so Dr. Seel weiter. „Dann werden aus den munteren, lieblichen Bächen reißende, tobende Ströme, die über ihre Ufer treten und die Täler ausfüllen. In vielen Urkunden und Chroniken sind solche Hochwässer überliefert …"

   
   
  Siehe dazu auch den Abschnitt "Zu- oder Abnahme von extremen Wetterereignissen - Was stimmt?" - auf Seite A2-17: "Eine Welt voller Widersprüche."
   
   
 
   
 
Résumé zu den oft unterschätzen natürlichen, inkl. anthropogen bedingten, Umweltrisiken:
   
  "Natürliche Extremphänomene sind NICHT die alleinige Ursache für Verheerungen, denn da ist auch noch der Mensch. Er beansprucht immer mehr Raum für sich und wohnt in immer höherer Dichte auch in potentiell gefährdeten Regionen.
   
  Das bedeutet:
   
 

Falsche Siedlungspolitik und Landschaftsnutzung sowie steigende Wertkonzentrationen und fragile Techniken und Strukturen in Gefahrenzonen tragen zu den hohen menschlichen und finanziellen Verlusten bei."

   
 

Dr. Lars Dittert (Geologe und Wissenschaftsjournalist) in einer Besprechung eines umfangreichen Reports von 40 Mitgliedern des Deutschen IDNDR (Intern. Decade f. Natural Disaster Reduction) Komitees für Katastrophenvorb. e.V. im Spektrum der Wissenschaft (SdW) vom 28.Nov. 2001. Vgl. auch: UN-ISDR (United Nations - Intern. Strategy for Disaster Reduction) Report [date of access: 13.01.05]

   
  Siehe auch: Kehl, H. (2009) The popular climate change and the illusion of ecosystem stability. How to react on the dynamics of nature.- PDF-File [8 S.] The 4th International Conference of ESES "Impacts of Climate Change on Natural Resources", 10-11 November 2009, Ismailia, Egypt (Keynote Speech)
   
 
 

Mit einem Zitat von Christian Pfister (1999) Wetternachhersage.- Verlag Paul Haupt, soll abschliessend auf das problematische Verhältnis von Wissenschaft und Politik hingewiesen werden:

   
 

"In Öffentlichkeit und Politik sind wissenschaftliche Ergebnisse als solche nicht konsensfähig. Vielmehr werden sie dort auf nationaler und globaler Ebene zum Spielball von Interessengruppen. Dies umso mehr, als sie nur den Charakter von Indizien tragen und nicht als Beweise im strengen Sinne des Wortes gelten können. Zur Frage, wann sich ein Verdacht hinreichend verfestigt habe, um die Entscheidungsinstanzen zu alarmieren, hat uns die Wissenschaft selbst nichts mitzuteilen. Sie orientiert sich dabei an wissenschaftsexternen Erwartungen und Erfahrungen, die von Kultur zu Kultur sehr schwanken (Lübbe, 1997). Eine ausschlaggebende Rolle bei der Zurückhaltung der Wissenschaft in der Klimaproblematik dürften in Mitteleuropa die Erfahrungen mit der Diskussion um das "Waldsterben" in den 1980er Jahren gespielt haben (Thomas, 1992; Holzberger, 1995; Vincenz, 1998). Die unmittelbaren Folgen des Vitalitätsverlustes der Wälder wurden damals bekanntlich von den federführenden Wissenschaftlern überschätzt. Die Alarmstimmung erwies sich kurzfristig als unbegründet, ein Prozess, den populistische Politiker [nicht nur die und sehr zu recht, Anm. Autor] als "Waldsterbehysterie" brandmarkten. Das Ergebnis der Diskussion, die Durchsetzung des Katalysators, möchten aber selbst diese Kreise nicht rückgängig machen ..." (S. 266)

   
 

Hinweis:
Wie man sich leicht überzeugen kann, hat die "Zurückhaltung der Wissenschaft in der Klimaproblematik" seit 1999 deutlich nachgelassen. Pfister hält die starke Erwärmung seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts für vermutlich anthropogener Natur. Bzgl. Einmaligkeit des Erwärmungschubs beruft er sich auf die kurz vor Publikation seines Buches erschienene Veröffentlichung von Mann et al. (1998) in Nature. Wie sich jedoch mittlerweile herausgestellt hat, ist die kurz als
Hockeystick-Kurve bzw. MBH98/99 genannte Arbeit wissenschaftlich unhaltbar. Gleichwohl ist diese Kurve nach wie vor eine Art Ikone mancher Klimawissenschaftler, welche nahezu (wohl aus politisch-strategischen Gründen) unantastbar ist bzw. zu sein hat. Und hier, so scheint es, gibt es tatsächlich einen Konsens.

 
   
  Der Stand der Dinge wurde m.E. exzellent zusammengefasst von John P. Bluemle (1999) GLOBAL WARMING: A GEOLOGICAL PERSPECTIVE.- Arizona Geology, Vol. 29, No. 4.
[last date of access: 30.09.2019]
   
 

Conclusions:

 

"A review of research on past temperatures and variations led us to the following conclusions:

   
 

1.) Climate is in continual flux: the average annual temperature is usually either rising or falling and the temperature is never static for a long period of time.

   
 

2.) Observed climatic changes occurred over widespread areas, probably on the global scale.

 

3.) Climate changes must be judged against the natural climatic variability that occurs on a comparable time scale. The Little Ice Age, Medieval Warm Period, and similar events are part of this natural variability. These events correspond to global changes of 1-2oC.

   
 

4.) Global temperatures appear to be rising, irrespective of any human influence, as Earth continues to emerge from the Little Ice Age. If the temperature increase during the past 130 years reflects recovery from the Little Ice Age, it is not unreasonable to expect the temperature to rise another 2 to 2.5 degrees Celsius to a level comparable with that of the Medieval Warm Period about 800 years ago. The Holocene Epoch, as a whole, has been a remarkably stable period with few extremes of either rising or falling temperatures, as were common during Pleistocene glacial and interglacial periods. Nevertheless, the Holocene has been, and still is, a time of fluctuating climate.

   
 

5.) Climatic changes measured during the last 100 years are not unique or even unusual when compared with the frequency, rate, and magnitude of changes that have taken place since the beginning of the Holocene Epoch. Recent fluctuations in temperature, both upward and downward, are well within the limits observed in nature prior to human influence."

   
   
 
Erneuerbare / Regenerierbare Energien 1*: Biokraftstoff, Biosprit, Agrosprit etc.
   
  Bzgl. Ressourcenver- und gebrauch und nachhaltiger Ressourcennutzung sind z.B. zur Entlastung und als Ersatz für fossile Energieträger sogenannte "erneuerbare/regenerierbare" Energien *1 einzusetzen. Aber auch hier sind durchaus katastrophale Entwicklungen für Umwelt und Gesellschaft möglich.

Die Herstellung von Biokraftstoff / Biosprit / Biodiesel - oft auch "Agrosprit" genannt, kann zu immensen Problemen bei der Nahrungsmittelproduktion, der Verwertung landwirtschaftlicher Flächen und letztlich zu einer Erhöhung der CO2 - Emissionen führen. Vgl. Sie dazu unbedingt die folgenden Beiträge!

   
 
   
  Nebenbei:
   
  Für die Produktion eines Liters Bioethanol werden zwischen 4.500 bis 5.000 Ltr. Wasser benötigt (in den Tropen jedoch weit mehr!). Mit steigender Attraktivität der Produktion von "Agrosprit" stiegen auch an den Börsen die Preise für die verwendeten Agrar-Rohstoffe, z.B. für Mais, Sojabohnen und Weizen innerhalb eines Jahres um nahezu 100%. Für Weizen haben sich die Preise teilweise sogar verdreifacht. Was das für die Bevölkerung in den Agrarländern der "Dritten Welt" bedeutet (und nicht nur dort!), ist leicht vorstellbar. Vgl. Sie einen Beitrag von Jeffrey Sachs zum Thema: "Der Preis der Natur".
   
  Auf die zweifelhafte Rolle des WWF (World Wildlife Fund for Nature) hat Wilfried Huismann (2012) in seiner Dokumentation "Schwarzbuch WWF - Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda" aufmerksam gemacht. Hier eine Verlags-Info zum Inhalt.
   
  Erste Unruhen mit Massenprotesten und Streiks in verschiedenen Entwicklungs- und Schwellenländern, z.B. Mexiko, Ägypten, lassen die aufziehenden Probleme bereits erahnen. Die neue Studie der Weltbank geht davon aus, dass vielen Ländern eine neue Armutswelle droht, nicht zuletzt hervorgerufen durch den preistreibenden Einsatz von Biotreibstoffen bzw. gewinnbringenden Massenanbau entsprechender Agrarpflanzen. [date of access: 010.04.08, leider nicht mehr online]
   
  Meldung der Basler Zeitung (Online) UNO-Klimarat bereitet in Lübeck neuen Bericht vor: [date of access: 18.05.08, leider nicht mehr online]
   
 

"Nachdem der vierte Bericht des IPCC 2007 den letzten Zweifel ausgeräumt habe, dass der Mensch das Klima verändere, stehe die Strategie gegen den Klimawandel im Zentrum des nächsten Berichts des Gremiums, hiess es. Kern des Problems sei der Ausstoss von Kohlendioxid aus der Nutzung von Öl, Kohle und Gas. Die beste Lösungsmöglichkeit sei der massive Einsatz regenerativer Energiequellen. Deshalb werde sich der neue Klimabericht ausschliesslich darauf konzentrieren."

   
  Weitere Infos Hier! (unter 'Biokraftstoff' suchen)
 
   
 
Hinweis in eigener Sache:
   
 

Um Missverständnissen vorzubeugen, hier ein Hinweis: Die explizit nachhaltige sowie - im Kant'schen Sinne - gerechte und verantwortungsvolle Nutzung unserer Umwelt - und ihrer Ressourcen - muss oberstes Gebot unseres Handelns sein. Dabei kann und darf es nicht sein, dass - zur Erreichung dieser Ziele (und mögen sie noch so ehrenhaft sein, was aber oft auf der polit-ökonomischen Bühne mit grossem Recht angezweifelt werden darf) - der Zweck die Mittel heiligt. Diese Forderung sollte vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Ereignisse eine besonders hohe Bedeutung haben. Nicht Lügen, Halbwahrheiten, Panikmache und Verdrängung, sondern nur ehrliche Aufklärung können zu langfristiger und globaler Verantwortlichkeit führen, auch ohne Mythen und Mystik zu bemühen und ohne missionarischen Eifer.

Aber fraglos zeigt die Klimadebatte eine masslose, eurozentristische Sicht der Dinge, wie sie sich nicht nur bei der einseitigen Kostenrechnung beim Emissionshandel, der geforderten Nutzung fossiler Energieträger, oder der Forderung nach Zurückhaltung bei der Landschaftsnutzung in Schwellen- und Entwicklungsländern manifestiert. Menschen der Subtropen und Tropen reiben sich da verwundert die Augen über den Eifer jener (auch NGOs) aus den temperaten Zonen Europas oder auch N-Amerikas.

Diese eurozentristische Sicht zeigt sich selbst auf traditionellen Kartenwerken. "Dieses geographische Weltbild ist geeignet, die Selbstüberschätzung des weissen Mannes, besonders des Europäers, zu verewigen und die farbigen Völker im Bewusstsein ihrer Ohnmacht zu halten." (Prof. Arno Peters am 6. Oktober 1967).

 
 
 
Anmerkungen:
   
  *1:
  "Nach den Gesetzen der Physik (1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik) kann Energie weder aus dem Nichts erzeugt noch vernichtet werden. Energie kann nur von einer in eine andere Energieform umgewandelt werden (auch wenn ihr technisch nutzbarer Anteil mit jeder Umwandlung kleiner wird). Von daher ist der Begriff „erneuerbare Energie“ aus naturwissenschaftlicher Sicht nicht korrekt."
Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz (MLUV), Brandenburg
(Seite erreichbar seit Febr. 2008 über archive.org)
 
  *2:
  "Wenn der Naturschutz auf der Strecke bleibt - Greenwashing, Vetternwirtschaft und Co.

»Es ist leichter, in die Geheimnisse der CIA einzudringen als in die des WWF«, sagt Raymond Bonner, Enthüllungsjournalist der New York Times. Wilfried Huismann hat es trotzdem gewagt. Allen Widerständen der WWF-Führungsspitze zum Trotz hat er die Strukturen und Projekte der Umweltschutzorganisation unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis seiner Reise durch das grüne Empire des WWF ist erschütternd: Der WWF paktiert mit Energiekonzernen, die in Asien und Lateinamerika die letzten Regenwälder vernichten, um auf Soja- oder Palmölplantagen Biosprit zu produzieren. Ein gigantisches Geschäft, das die letzten natürlichen Ökosysteme der Erde gefährdet, Millionen Menschen von ihrem Land vertreibt und zu neuen Hungersnöten führt. Der WWF beteiligt sich an der Vertreibung von Eingeborenen aus den Wäldern Indiens und Afrikas – und er fördert die industrielle Landwirtschaft auf der Basis von Gentechnik. Der Panda des WWF genießt bislang das Vertrauen der Spender, doch er hat ein zweites Gesicht: Für Geld wäscht der WWF Umweltverbrechen der Industrie grün."

Diese Reputation ist nicht nur auf die Spender beschränkt. Auch das IPCC vertraut Verlautbarungen und wenig wissenschaftlichen Veröffentlichungen des WWF (sogenannter "grauer Literatur"), wenn sie in das Konzept einer sich durch den Klimawandel dramatisch verändernden Umwelt passen.

   
  *3:
  CLIMDAT: Klima - Umwelt - Mensch (1500-1800) Eine Dokumentation aussergewöhnlicher Witterungsbedingungen. Siehe dort (ZAMPG, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) unter Literatur: Mudelsee et al. (2003) und Militzer (1998).
   
  Vgl. Sie dazu auch
   
 
 
  *4:
  Die Landesfläche Pakistans ist etwa doppelt so gross wie Deutschland und hat etwa doppelt so viele Einwohner (ca. 163 Mio. - 1961 waren es noch etwa 50 Mio.). Die hoch fruchtbaren Schwemmländer des Indus und seiner Nebenflüsse nehmen etwa die Hälfte des Landes ein. Der weitaus grösste Teil der Bevölkerung lebt in und von diesen Schwemmlandebenen, "wobei mehr als 80 % der Bevölkerung vor allem im nördlichen und mittleren Teil des Indus-Tieflands auf weniger als einem Drittel der Landesfläche leben", und dies bei einem Bevölkerungswachstum von mehr als 2 %/y. (Länder-Lexikon - last date of access 2020.11.12)
   
 
   
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  Weiterführende Links zum Thema "Global Warming" etc. innerhalb dieser Website ( nur kurze Hinweise!):
   
  Das zyklische Auftreten von Kalt- und Warmzeiten im Laufe der Erdgeschichte.
Das zyklische Auftreten Warm- und Kaltzeiten (150 Mio. Zykluszeit / Eis-Zeitalter)
Das zyklische Auftreten Warm- und Kaltzeiten (125.000. Zykluszeit / Eiszeit-Zyklus)
Klimaschwankungen im Jungpleistozän und Holozän und Vegetationsgeschichte
Kurzer Überblick zur Klimageschichte
Literaturangaben zur Klimageschichte, kleine Auswahl
Globalklimatische Grundlagen und Entstehung von Vegetationszonen
Die glaziale und postglaziale Vegetationsgeschichte Afrikas
Postglaziale aride und humide Phasen in der Sahara Afrikas
Meeresspiegel während des LGM (120m unter NN) u. Simulation um +5m ü.NN
Glaziale bis postglaziale Nordseegeschichte
Entwicklung der Insel Sylt
Holozäne Optima und Pessima
2000 Jahre Temperaturentwicklung der nördlichen Hemisphäre, Bemerkungen zum "Hockeystick"
Sargasso Sea Surface Temperature (3000 BP - Present)
Der sogenannte Treibhauseffekt
Hurrikane haben nicht immer Saison
Elektromagnetisches Spektrum, Strahlungsenergie und Absorption
Die Bedeutung von Kohlendioxid
Der Kohlenstoffkreislauf - Ein kleiner Einblick
Das zyklische Auftreten von Sonnenzyklen
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Copyright © Harald Kehl
ehemals TU-Berlin - Institut für Ökologie




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